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Die Daten allein sind nutzlos

Elektrosmog ist ein Phänomen: älter als die erste Stromleitung, unsichtbar und noch immer nicht vollständig erforscht. Zurzeit kommen verstärkt so genannte Messgeräte auf den Markt. Die Verbraucherzentrale rät vom Kauf ab

Die Unsicherheit öffnet Tür und Tor für ein Geschäft mit der Angst

Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und manches mehr seien als „typische Symptome der täglichen unsichtbaren Bestrahlung durch Elektrosmog“ identifiziert. So jedenfalls heißt es in der Anzeige einer Firma, die ein Messgerät verkaufen will, das die Ströme, die von elektromagnetischer Strahlung ausgehen („Elektrosmog“), erkennen können soll.

Hinweise auf tatsächliche Gefahren, die von Elektrosmog ausgehen, fand zumindest die Wissenschaft bislang nicht. Das heißt aber auch: Nach wie vor ist ungewiss, welche Auswirkungen sie auf den Organismus haben. Dabei hat sich die Menge der Strahlung in den letzten Jahren potenziert. Nicht nur Computer, auch Handys sind Massenware, die in kaum einem Haushalt fehlen – oftmals gleich in mehrfacher Ausführung vorhanden sind. Der Verdacht, die Handy-Funkwellen machten krank, habe sich zwar nicht bestätigt, heißt es dazu bei der Stiftung Warentest. Gleichwohl gebe es keine generelle Entwarnung: „Mit den vorliegenden Studien lässt sich für das Handy weder ein Unschuldsbeweis noch die Bestätigung einer krank machenden Wirkung belegen“, formuliert man in einem Beitrag der Zeitschrift test. Die Einflüsse auf Körperzellen seien wissenschaftlich belegt, schädliche Auswirkungen bisher nicht bewiesen.

Bei der Verbraucherzentrale Berlin erkannte man beim Thema Elektrosmog schon vor geraumer Zeit „eine Spannbreite von Panikmache bis Verharmlosung“. Ob zum Beispiel „eine Stromleitung am Kopfende des Bettes tatsächlich Schlafstörungen oder gar chronische Schmerzen verursachen kann, lässt sich kaum eindeutig klären“, tappt man auch hier im Dunkeln.

Die Unsicherheit öffnet Tür und Tor für ein „Geschäft mit der Angst“, weiß man bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Visier hat sie die Messgeräte, die in Werbesprüchen als „Alleskönner“ präsentiert würden, fähig, „jede noch so kleine Strahlungsquelle“ anzuzeigen und „bei der geringsten Überschreitung irgendeines Grenzwertes“ Alarm zu schlagen. Wen da noch der Preis von 50 bis 100 Euro schrecke, den ködere wiederum „die Zusicherung, die Detektoren seien selbst für Laien kinderleicht zu bedienen“, so die Verbraucherschützer. Doch warnen sie davor, sich „von den Sprüchen einfangen zu lassen und für sinnlose Geräte das Portemonnaie“ zu öffnen. Elektrosmog in all seiner Komplexität lasse sich „keinesfalls mal eben von einem Unkundigen ausloten“.

Zwar schaffen es auch Laien, im Haushalt niederfrequente Magnetfelder festzustellen. Die angepriesene hohe Empfindlichkeit der Messgeräte mache es jedoch „zugleich schwer bis unmöglich, aus der Vielzahl der Quellen (wie Kühlschrank, Halogenlampen oder Stereoanlage) den Ursprung der Felder gezielt zu bestimmen“.

Ein weiteres Problem: Die Geräte geben lediglich an, dass sich die Stärke des gemessenen Feldes in einem bestimmten Bereich befindet. Doch diese Zonen seien oft so groß, dass dort sowohl gesundheitlich bedenkliche als auch unbedenkliche Werte liegen könnten. Die Daten allein, kritisiert die Verbraucherzentrale, „sind deshalb völlig nutzlos“. Mit „mangelnder Technik und fehlender Qualifikation auf Smog-Jagd“ zu gehen, berge das Risiko, dass es „wegen diffuser Quellen allenthalben warnend blinkt und piepst“. Das führe eher zu Verunsicherung sowie der Neigung, die „ganze Wohnung auf den Kopf zu stellen, um sämtliche Stromleitungen abschirmen zu lassen“.

Weitaus besser fahre nach Ansicht der Verbraucherorganisation, wer „ein qualifiziertes Institut beauftragt, um eine korrekte Messung, eine fachgerechte Interpretation der Daten und Empfehlungen für einen angemessenen Schutz zu bekommen“. ALO

Broschürentipp: „Elektrosmog. Wo er entsteht, was er bewirkt, wie man sich schützt“. 64 Seiten, 2,56 €, zu beziehen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Mintropstraße 27, 40215 Düsseldorf, Telefon (02 11) 38 09-0, Fax 38 09-216

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