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„Straff statt schlaff“ durch die Krise

Die schwul-lesbische Monatszeitung „queer“ wagt nach schwierigen Monaten einen Relaunch und wird zum Magazin

KÖLN taz ■ Sie war eine wahre Wuchtbrumme des schwul-lesbischen Zeitungsmarkts: die Monatszeitung queer. Acht Regionalteile, von „Bayern“ über „Osten“ und „Norden“ bis „Köln“, wo die Herausgebergesellschaft queer AG 1999 gegründet wurde, gab es gratis in Kneipen und Szeneläden. Die kostenpflichtige „Premiumausgabe“ – ein Mantelteil und die Regionalseiten inklusive – komplettierte den Rundumblick auf das deutsche Homogeschehen. Jetzt unterzieht sich queer einer radikalen Schönheitsoperation: Aus der Zeitung wird ein Magazin.

„Straff statt schlaff“ reimt und alliteriert queer auf der Titelseite und meint damit vielleicht auch ein bisschen sich selbst. Der (nach eigenen Angaben) „auflagenstärkste Szenetitel Europas“ soll dem gängigen Ästhetikmodell auf dem Zeitungsmarkt besser entsprechen: „Schöner werden für die Anzeigenkunden“, heißt das Credo des Chefredakteurs Christian Scheuß. Der obligatorische nackte Männeroberkörper auf dem Titel, ein schlankeres Layout im Blatt, ein buntes Farbleitsystem durch die einzelnen Rubriken – so will queer wieder mit den Anzeigenkunden anbandeln und die noch recht magere Zahl von 1.800 Abonnenten der „Premiumausgabe“ steigern. Seit Monaten leidet auch queer unter der Krise auf dem Zeitungsmarkt. Denn das Blatt für homosexuelle Lebenskultur finanzierte sich fast ausschließlich über Anzeigen. „Ziemlich zugeschlagen“ habe die allgemeine Zurückhaltung der Werbeabteilungen, sagt Chefredakteur Scheuß. Ein Teil der Kunden habe zwar noch bei den schwul-lesbischen Stadtmagazinen Anzeigen geschaltet, aber eben nicht mehr bei der großen – und relativ teuren – überregionalen queer. Eine farbige Anzeigenseite in den bundesweit vertriebenen 100.000 Exemplaren des neuen Magazins kostet stolze 8.000 Euro.

Den Zenit des Geschäftsleidens erreichte queer im Frühjahr 2002. Transparent wie stets machte die Zeitung mit der eigenen Krise auf der Titelseite auf. Der Verlag trennte sich von zwei Mitarbeitern, der queer-Shop in der Kölner Innenstadt musste schließen. Die verbliebenen 18 festen Mitarbeiter entwickelten das Magazinformat. Einen „langen Glaubenskrieg“ zwischen Zeitungs- und Magazinbefürwortern, so Scheuß, entschieden die Magazinfans schließlich für sich. Der Chefredakteur ist sicher, dass die Investition lohnen wird. Die Magazinform sei zudem „nicht viel teurer“ als der Zeitungsdruck, sagt er. Darüber sei er selbst „überrascht“ gewesen. 280 Seiten schwer soll die Magazinausgabe nun werden, rund vier- bis fünfmal dicker als die weiterhin kostenlosen Regionalausgaben, die ab November queer city heißen. Mit dem Magazin im Hochglanzmantel hofft die queer AG, an der über 400 Einzelpersonen, Unternehmen und Vereine beteiligt sind, erstmals schwarze Zahlen zu schreiben. Immerhin 1,1 Millionen Euro setzt der größte schwul-lesbische Betrieb in Deutschland mit dem Flaggschiff queer und weiteren Publikationen jährlich um. Für das Geschäftsjahr 2002 rechnet der Vorstand nun „mit einem ausgeglichenen Ergebnis“.

SEBASTIAN SEDLMAYR

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