: Unterirdischer Beschluss
Baukosten sind eben nicht alles: Dass die Weserquerung der A 281 per Brücke günstiger gewesen wäre, war nicht das entscheidende Argument. Der Tunnel für Bremens Norden ist eingetütet
„Der Senat nimmt die Empfehlung des Gutachters, die Planung eines Tunnels zu betreiben, zur Kenntnis und stimmt der Entscheidung, einen Tunnel zu planen und zu realisieren zu.“
So lautet ein Beschlussvorschlag zur heutigen Senatssitzung. Klartext: Die Weserquerung der Autobahn 281 per Tunnel ist eingetütet, die BewohnerInnen der Gemeinden Hasenbüren/Seehausen können aufatmen. Jetzt muss nur noch die Bürgerschaft zustimmen, was ein Abnicken sein dürfte.
Offenbar war das Gutachten der Technischen Universität Dresden in dieser Frage ausschlaggebend, dass jetzt in einer Kurzfassung der taz vorliegt. Darin wägen die WissenschaftlerInnen vier Fragenkomplexe gleichberechtigt ab. Ergebnis: In so genannten Variationsrechnungen, in denen die Aspekte „Wirtschaftlichkeit“, „Verkehr und Technik“, „Natur und Umwelt“ und „Städtebau“ jeweils eine überproportionale Gewichtung bekamen, schneidet der Tunnel durchweg besser ab als die Brücke. Die hat nur zwei Vorteile: Die Kosten – immerhin eine Differenz von 20 bis 40 Millionen Euro weniger für Investition, Unterhaltung, Sicherheit (also rund 180 statt 207 Millionen Euro), eine dementsprechend geringere Anschubfinanzierung sowie ein geringeres Katastrophenrisiko. Das Gutachten stellt klar: „Politisch zu gewichten ist, ob die Vorteile einer Hochbrücke, in erster Linie geringere Kosten, den höheren Grad der Belastung, vor allem von Seehausen, kompensieren.“ Als Vorteile des Tunnels listet das Gutachten daneben eine geringere Beeinträchtigung der Landschaft, geringere Prozessrisiken und eine höhere Akzeptanz in der Öffentlichkeit auf. Das Fazit der Gutachter scheint den Bund überzeugt zu haben, sich an den höheren Tunnelkosten zu beteiligen: „Bei einer Gesamtabwägung privater und öffentlicher Belange ist der Tunnel bis auf den Gesichtspunkt Kosten bezüglich aller anderen Hauptgesichtspunkte der Brücke überlegen.“
Schon acht Tage vor der Bundestagswahl war der SPD-Mann Volker Kröning mit der Nachricht an die Öffentlichkeit getreten, dass sich Bund und Land über die Finanzierungsfragen eines Tunnelbaus weitgehend einig geworden seien. Die von Kröning angekündigte Beteiligung des Bundes mit 35 Millionen Euro findet sich in der Beschlussvorlage wieder, die acht Millionen Euro Bremer Beteiligung sind seitdem sogar noch um zwei Millionen auf jetzt sechs Millionen Euro geschrumpft.
Die Befürchtung der Hasenbüren-Seehausener BürgerInnen-Initiative, dass Krönings Auftritt nur „wahltaktisches Kalkül“ sei, weil ihnen nach der Wahl doch noch ein Bauwerk höher als die Köhlbrandbrücke ins Dorf gesetzt würde, dürfte sich mit dem heutigen Senatsbeschluss in Luft auflösen.
Der baupolitische Sprecher der CDU, Helmut Pflugradt, hatte sich schon frühzeitig auf einen Tunnel eingeschossen, vor allem, weil der ganzjährig zu betreiben sei. Eine Hochbrücke müsste bei Sturm und Glatteis gesperrt werden. Dann würden eingeplante Einnahmen aus Mautgebühren entfallen. Die Grüne Karin Krusche, die sich zunächst positiv über eine Brücke geäußert hatte, tut sich mittlerweile schwer: Grundsätzlich sieht sie in Brücken eine städtebauliche Bereicherung und zieht Vergleiche mit Lissabon und Amsterdam heran. „In der Bürgerschaft werde ich aber nicht gegen den Tunnel stimmen. Denn letztendlich müssen die Menschen, die dort leben, damit klarkommen.“ Ulrike Bendrat
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