: Unerwünschte Person
Wirtschaftsbehörde wollte Öko-Obstbäuerin Gabi Quast aus dem Alten Land als Mitglied des Naturschutzrates verhindern, weil die Frau aus Neuenfelde seit Jahren aktiv gegen die Erweiterung des Finkenwerder Airbus-Geländes kämpft
von SVEN-MICHAEL VEIT
Das Amt für Wirtschaft und Landwirtschaft (Amt WL) in der Wirtschaftsbehörde hat Bedenken. „Die Ernennung der Landwirtin Gabi Quast“ als Mitglied des Naturschutzrates der Umweltbehörde sei „fachlich nicht zu empfehlen“, vermerkt es als Stellungnahme in einer Senatsdrucksache. Zum einen habe sie „sich bisher im Naturschutz nicht besonders hervorgetan“, zum anderen sei die Obstbäuerin aus Neuenfelde als Vertreterin des Schutzbündnisses für Hamburgs Elbregion „aktiv gegen die Airbus-Erweiterung im Mühlenberger Loch“. Ob so jemand ehrenamtlich die Umweltbehörde beraten dürfe, gibt die Behörde zu bedenken, „muss politisch entschieden werden“.
Der Senat entschied „nach kurzer Diskussion, aber ohne Probleme“, so dessen Sprecher Klaus May auf Anfrage. Zehn Mitglieder wurden in dieses Gremium berufen, darunter VetreterInnen anerkannter Umweltorganisationen wie BUND oder Nabu, des Botanischen Gartens der Uni Hamburg oder des Landesverbandes der Landschaftsarchitekten. Und auch die „Landwirtin im ökologischen Obstanbau“ Gabi Quast gehört dazu. „Unverzüglich“ würden nun die Ernennungsschreiben verschickt, versichert Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde.
Quast, seit Dezember 2000 Mitglied des Naturschutzrates, war von der Deputation der Umweltbehörde bei der anstehenden Neubesetzung wieder vorgeschlagen worden. Als Vorstandsmitglied der Fachgruppe Obstbau im Gartenbauverband Nord und als Vorsitzende der Öko-Obstbaugruppe Norddeutschland kann die 42-Jährige, die ihren Hof seit 1995 ökologisch bewirtschaftet, einschlägige Qualifikationen nachweisen.
Eine Ansicht, die das Amt WL nicht zu teilen vermag, weshalb es seine Vorbehalte dem Senat zur Kenntnis gab. Böse Zungen munkeln, das könnte am Amtsleiter liegen: Senatsdirektor Gunther Bonz ist seit Jahren dafür zuständig, die Erweiterung des Finkenwerder Airbus-Werkes durch die „Sicherung von Gewerbeflächen“ zu ermöglichen. Vor allem in Neuenfelde, wo die Stadt seit Jahren versucht, Grundstücke aufzukaufen. Denn das Dorf im Süden des Airbus-Werkes müsste der geplanten Verlängerung der Werkslandebahn weitgehend weichen. Kein Wunder, dass Bonz und Quast, führendes Mitglied der Initiativen gegen die Werkserweiterung, keine Freunde sind.
Die Wirtschaftsbehörde erklärte gestern dürr, „zu Angelegenheiten der Umweltbehörde keinen Kommentar“ abgeben zu wollen. Und auch nicht dazu, warum der Senat ihrem Wunsch lieber nicht entsprach, eine unbequeme Person zur unerwünschten zu erklären.
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