: Streiten für den Sportplatz
Eimsbüttel: Anwohner starten Bürgerbegehren gegen geplantes Klinikum der Diakonie. SPD und GAL fordern Bedarfsanalyse und Verkehrsuntersuchung
Gegen den geplanten Neubau eines großen Diakonie-Klinikums auf den Sparbier-Sportplätzen an der Hohen Weide läuft jetzt ein Bürgerbegehren. Es hat sich zum Ziel gesetzt, „eine der letzten großen Sportflächen in Eimsbüttel zu erhalten“, so die Organisatoren. Die Fraktionen von SPD und GAL in der Bezirksversammlung fordern eine Bedarfsanalyse und eine Verkehrsuntersuchung für den Krankenhaus-Neubau, bei dem vier Diakonie-Krankenhäuser zusammengelegt werden sollen (taz hamburg berichtete).
Die Bürgerinitiative sorgt sich auch, dass ein großes Klinikum neben dem heutigen Krankenhaus Elim das Viertel nachhaltig negativ verändern könnte. Der Besucherverkehr gefährde die 6400 Kinder und Jugendlichen im Quartier, heißt es auf ihrem Flugblatt. Die Hohe Weide würde zugeparkt, die Stille im Wohngebiet vom Geheul der Rettungswagen zerrissen. Während der Bauzeit hätten die Anwohner unter dem Baulärm zu leiden, Bäume müssten abgeholzt und die denkmalgeschützte Obdachlosen-Tagesstätte TAS abgerissen werden.
Innerhalb von zwei Wochen hat die Initiative nach eigenen Angaben 900 Unterschriften für ihr Bürgerbegehren gesammelt. 1800 Unterschriften sind nötig, um einen dreimonatigen Stopp des Projekts zu erreichen. „Wir hoffen, dass wir das bis Ende November hinbekommen“, sagt Mit-Initiatorin Dorothea Liebing. Die Pläne der Diakonie hält sie auch deshalb für eine Zumutung, weil das dicht bebaute Viertel mit Sport- und Freiflächen schon stark unterversorgt sei.
Die Fraktionen von GAL und SPD in der Bezirksversammlung erkennen dieses Problem ebenfalls. Sie verlangen eine gründliche Abwägung der Interessen. „Die Bedarfsanalyse für dieses Krankenhaus muss öffentlich dargestellt werden“, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Koeppen. Begründet werden müsse auch, warum für den Neubau die Hohe Weide gewählt wurde. „Der Bezirk hat bislang den Standort Alten Eichen bevorzugt und der ist nach wie vor eine realistische Alternative“, sagt Koeppens Kollege von der GAL, Till Steffen. Für den Standort Alten Eichen hatte auch die frühere Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) gestritten.
Steffen verlangt eine Verkehrsuntersuchung, die unter anderem den Lärm und die Abgase prognostizieren soll, die der Krankenhaus-Neubau nach sich zöge. SPD und GAL wollen außerdem verbindliche Zusagen über die Finanzierung von Ersatzbauten für den Sport und die Tagesstätte für Obdachlose. In einem etwaigen Bebauungsplanverfahren müsse genau untersucht werden, welchen Platz das Krankenhaus tatsächlich brauche und wie es sich in das Viertel einfüge. Koeppen: „Wir fordern auf jeden Fall einen Architekturwettbewerb, damit die verträglichste Variante gefunden wird.“
Gernot Knödler
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