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Als Dracula trockene Füße bekam

Ein elektrophysikalisches Gesetz im Einsatz gegen feuchte Mauern und modrige Keller. Anbieter im Internet nennen den Stephansdom und diverse Schlösser als Referenzen

Man betritt ein altes Gebäude und fröstelt, im Keller wird es richtig ungemütlich, ein modriger Geruch steigt in die Nase. Das alte Gemäuer ist feucht.

Wer sich trotzdem so ein altes Haus, vielleicht sogar ein Schloss oder ein Kirche zulegen will, aber langfristig nicht unter Rheuma oder Atemwegserkrankungen leiden möchte, kann sich ein physikalisches Gesetz zu Nutze machen: Schon vor 180 Jahren soll ein Wissenschaftler in St. Petersburg entdeckt haben, dass sich Wassermoleküle in einem elektrischen Feld vom Plus- zum Minuspol bewegen. Wassermoleküle wandern in Kapilaren (feinsten „Äderchen“ in den Mauern) in negativ geladenen Mauern nach oben. Mit einem speziellen Gerät, das man einfach in der heimischen Steckdose anschließen kann, wird das elektrische Feld umgekehrt, mit dem Erfolg: Mauer = Pluspol, Erdboden = Minuspol. Dem Gesetz des Petersburger Wissenschaftlers folgend wandern dann die Wassermoleküle aus der Wand in Richtung Boden, wo die Feuchtigkeit versickern kann. Die Wände können wieder austrocknen, das Raumklima verbessert sich. Damit kann auch eventuell vorhandenem Schimmelpilz der Boden entzogen werden, weil der sich auf trockenen Mauern nicht mehr wohl fühlt.

Im Internet finden sich unter dem Suchwort „Mauerentfeuchtung“ oder „Mauertrockenlegung“ mittlerweile diverse Anbieter dieses elektrophysikalischen Verfahrens. Einer von ihnen wirbt damit, die Katakomben unter dem Wiener Stephansdom oder Draculas Schloss im rumänischen Piatra trockengelegt zu haben. ube

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