: Universitätskliniken sollen fusionieren
Die Steglitzer Uniklinik ist offenbar gerettet, dafür soll das Rudolf-Virchow-Klinikum seinen Universitätsstatus verlieren
Wenige Tage bevor die „Expertenkommission zur Strukturreform in der Berliner Hochschulmedizin“ ihr Gutachten vorstellt, liegen die Nerven der Beteiligten blank – und Gerüchte haben Hochkonjunktur. Sollte sich allerdings als wahr erweisen, was der Tagesspiegel in seiner heutigen Ausgabe berichtet, hat die Kommission für eine echte Überraschung gesorgt.
Danach soll das von der Schließung bedrohte Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) in Steglitz bestehen bleiben und mit der Charité in Mitte zusammengehen. Beide Unikliniken sollen eine gemeinsame Medizinfakultät von Humboldt- sowie Freier Universität bilden. Die bisherige Uniklinik Rudolf Virchow in Wedding aber, und das wäre der eigentliche Knaller, soll als Hochschulstandort aufgegeben und ab 2010 als städtisches Krankenhaus betrieben werden. Das Rudolf-Virchow-Klinikum, das zur Charité gehört, ist bis in die späten Neuzigerjahre zu einem Hochleistungsklinikum aus- und umgebaut worden und gilt als eine der modernsten Unikliniken in ganz Europa.
Offiziell äußern wollte sich gestern niemand zu der Veröffentlichung. Die fünf Mitglieder der Expertenkommission, die von dem ehemaligen Generalsekretär des Wissenschaftsrats Winfried Benz geleitet wird, hüllen sich weiter in Schweigen. Auch aus der Wissenschaftsverwaltung gab es keine Informationen. „Wir kennen das Gutachten noch nicht“, sagt Torsten Wöhlert, der Sprecher von Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS). „Für uns sind das bislang wilde Spekulationen, dazu äußern wir uns nicht“, hieß es auch in der Charité.
Das Gutachten wird am Montag vorgestellt. Am Morgen treffen sich die fünf Mitglieder der Kommission zunächst mit ihren „ständigen Gästen“, darunter Vertreter der Universitäten und Wissenschaftsstaatssekretär Peer Pasternack. Danach übergibt die Kommission dem Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ihren Abschlussbericht, der mittags offiziell vorgestellt wird.
Der Senat hatte die Kommission im Februar eingesetzt, nachdem es massive Proteste gegen die von Rot-Rot geplante Umwandlung des UKBF in ein normales Versorgungskrankenhaus gegeben hatte. Die Vorgabe: Ab 2006 sollen die Zuschüsse des Landes für die Hochschulmedizin um jährlich 98 Millionen Euro sinken. Der Bericht sollte zunächst im Juni vorgelegt werden, die Kommission aber bat um eine Fristverlängerung.
SABINE AM ORDE
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