: PDS vor dem Duell
Vor dem Parteitag scharen sich die Landesverbände um Gabi Zimmer und Dietmar Bartsch, die wohl den Kampf um die Spitze ausfechten
BERLIN dpa/afp ■ Gestern Abend sollte der PDS-Parteivorstand auf einer Pressekonferenz in Gera Auskunft darüber geben, ob sich Parteichefin Gabi Zimmer auf dem heute beginnenden Parteitag noch einmal für den Spitzenposten bewirbt und ob sie mit Dietmar Bartsch, dem PDS-Geschäftsführer, als Gegenkandidaten zu rechnen habe. Doch die Konferenz wurde kurzerhand abgesagt. Keiner aus dem Vorstand wollte zu diesem heiklen Thema Rede und Antwort stehen. Dabei tagte der Vorstand gestern allein deshalb, um einen Ausweg aus dem Machtkampf zwischen Gegnern und Unterstützern von Zimmer zu finden, allerdings in Abwesenheit der Parteichefin. Die feilte an ihrer Rede vor den Delegierten des Parteitags, hieß es am Rande.
Unterdessen wurde der Druck auf Zimmer erhöht, ihre erneute Bewerbung um den Vorsitz zurückzuziehen. Besonders der Landesverband Berlin übt scharfe Kritik an ihr. Die PDS-Vizechefin und Berliner Bundestagsabgeordnete Petra Pau warf im Rundfunk Zimmer konzeptionelle Defizite vor. Sie greife nicht die wichtigen Fragen der Gesellschaft auf. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf sagte gestern der Berliner Zeitung, er glaube nicht, „dass Zimmer diejenige sein kann, die die PDS aus der Krise führt“. Er nannte Bartsch, „ein gutes personelles Angebot“. Auch der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern stützt eine Kandidatur von Bartsch. Dagegen steht der Landesverband Sachsen weiter hinter Zimmer. Peter Porsch, PDS-Fraktionschef im Sächsischen Landtag, betonte, sie stehe für einen ausdrücklich sozialistischen Charakter der PDS.
Sachsen-Anhalts Landtagsfraktionschefin Petra Sitte sah den Ausweg aus der Parteikrise nur darin, dass sowohl Zimmer als auch Bartsch auf eine Kandidatur zugunsten des bisherigen Bundestagsfraktionschefs Roland Claus verzichten. Der äußerte sich jedoch gestern nicht näher dazu. Letztlich wird aber keinem der möglichen Bewerber ein gutes Ergebnis vorausgesagt, da alle drei für das Wahldesaster verantwortlich gemacht werden.
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