: H-Expo als Startblock
Die weltgrößte Messe zur Wasserstofftechnik machte in Hamburg vor allem eines deutlich: Der Weg zum Wasserstoffzeitalter ist noch weit
aus Hamburg VOLKER STAHL
Hydrogenium heißt die Energiehoffnung der Zukunft, Wasserstoff Expo 2002 die Leistungsschau der Gegenwart: Knapp 120 Unternehmen und Forschungseinrichtungen stellten am Wochenende ihre Produkte auf der weltweit größten Messe für Wasserstoff- und Brennstofftechnologie in Hamburg vor. Modelle und Grafiken von Brennstoffzellen-Autos, Wasserstoff-Produktionsanlagen oder Generatoren – viele Projekte sind von der Marktreife nicht mehr weit entfernt. Wasserstoff gilt als umweltschonende Alternative zu emissionsreichen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas.
Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) präsentierten zusammen mit der Hochbahn das Projekt Cute (Clean Urban Transport für Europe). Ab 2003 sollen drei Brennstoffzellen-Busse durch Hamburg fahren, die mit Wasserstoff betrieben werden. An dem europaweiten Versuch mit 27 Fahrzeugen sind neben Stuttgart sieben weitere Städte beteiligt.
Auch die meisten Hersteller von Personenkraftwagen wollen die Zukunft nicht verschlafen. Noch innerhalb der nächsten fünf Jahre will BMW sein Modell 750hL in Kleinserie produzieren. Der Pkw ist zurzeit der einzige mit einem Verbrennungsmotor, der direkt mit Wasserstoff betrieben wird. Alle anderen Prototypen fahren mit Brennstoffzellenstrom gespeisten Elektromotoren: Der Focus FCV Hybrid von Ford etwa verfügt zusätzlich über eine Batterie und hat eine Reichweite von über 300 Kilometern. Höchstgeschwindigkeit: 128 Stundenkilometer.
Doch Autos sind beileibe nicht das einzige Anwendungsgebiet der Wasserstofftechnik. So entwickelte Buderus etwa den Prototyp eines Brennstoffzellen-Heizkraftwerks. Und in Entwicklungsländern sehen viele in der Branche einen wichtigen Markt: Mehrere Millionen Menschen sterben jährlich an verunreinigtem Trinkwasser, ein Drittel der Weltbevölkerung lebt ohne Strom. Windkraft- und Wasserstoff-gestützte Systeme, die unabhängig vom Stromnetz arbeiten, könnten Abhilfe schaffen.
Die Hamburger Firma P&T Technologie arbeitet in Kooperation mit der Kieler Christian-Albrecht-Universität an einem solchen Projekt. „Das System ist in der Lage, mit der Energie einer Windkraftanlage aus Meer- oder Schmutzwasser sauberes Trinkwasser zu erzeugen“, verspricht die Firma. Eine Einheit wurde bereits nach Taiwan verkauft.
Die Messe macht aber auch deutlich: Der Weg bis zur Etablierung des neuen Energiespenders ist noch weit. „Unser Ziel ist, bei politischen Entscheidern, Meinungsbildern, Industrie und Verbrauchern für die klimaverträgliche Wasserstofftechnologie zu werben“, erklärt Veranstalterin Ines Freesen gegenüber der taz.
Der auf der Messe vorgestellte Maßnahmenkatalog „Agenda für die Politik“ enthält einen Aktionsplan für die Bundesregierung. Die Stichwörter: Erhöhung der Akzeptanz, Förderung wettbewerbsfähiger Produkte, Aufbau einer Infrastruktur.
Die Wasserstofflobby trifft im zuständigen Bundesumweltministerium auf offene Ohren. „Die Erzeugung von Wasserstoff ist noch sehr teuer, auch mit der Technik hapert es noch“, so Ministeriumsexperte Franzjosef Schafhausen.
Wie weit weg der Beginn des Wasserstoffzeitalters noch ist, macht der Mineralölkonzerns Aral deutlich. Bernd Nierhauve, Leiter der Aral Kraftstofforschung, kündigte in Hamburg an, 2003 in Berlin die weltweit erste Wasserstofftankstelle eröffnen zu wollen.
Die Prognosen, wann Wasserstoff eine feste Größe der Energieversorgung ist, gehen weit auseinander. Manche Experten sagen, in knapp zehn Jahren sei es so weit, andere nennen das Jahr 2050.
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