: „Noch zehn bis fünfzehn Jahre“
Wissenschaftsstaatssekretär Pasternack will Virchow-Klinik bis zur nächsten Sanierung den Unistatus lassen. Dann müssten Bundeszuschüsse nicht mehr zurückgezahlt werden
taz: Herr Pasternack, ist das Uniklinikum Benjamin Franklin (UKBF) wirklich gerettet?
Peer Pasternack: Nach der Empfehlung der Expertenkommission wird es ein universitätsmedizinischer Standort bleiben. Insofern haben wir hier ein Verfahren bekommen, das von Rationalität geprägt war.
Die Empfehlungen werden also weitestgehend umgesetzt?
Zu einem rationalen Verfahren gehört, dass man nie etwas ungeprüft umsetzt. Aber nach allem, was ich bei der Vorstellung gehört habe, erscheint mir das Konzept sehr sympathisch. Mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen.
Was halten Sie davon, statt wie bislang geplant dem UKBF jetzt langfristig dem Rudolf-Virchow-Klinikum (RVK) den Universitätsstatus zu nehmen?
Die Kommission schreibt etwas anderes: Nämlich dass man sich langfristig über die Aufhebung des Status als Universitätsklinikum Gedanken machen muss. Das heißt aber nicht, dass es im RVK keine Universitätsmedizin mehr geben soll, sondern dass die beiden wichtigen Bereiche, die im RVK sind – also das Mutter-Kind-Zentrum und die Transplantationsmedizin – durchaus erhalten bleiben können. Das privatisierte Krankenhaus Buch ist ja auch keine Uniklinik, verfügt aber trotzdem über uniklinische Betten mit Personal und entsprechender Forschungsarbeit. Laut Kommission könnte eine solche Lösung auch für das RVK in Frage kommen.
Sehen Sie das genauso?
Ja, das sehe ich auch so. Die Langfristigkeit wird sich wesentlich danach bestimmen, wann im RVK Ersatzinvestitionen nötig sind. Ein Krankenhaus muss nach 20, 30 Jahren grundlegend saniert werden. Dort ist gerade alles neu gemacht worden, und solange es ohne Neuinvestitionen für Hochschulzwecke genutzt werden kann, so lange wird man es auch nutzen müssen.
Die grundlegende Sanierung des RVK hat weitgehend bis Anfang der Neunzigerjahre stattgefunden. Das heißt, es wird noch zehn bis fünfzehn Jahre für die Unimedizin genutzt?
Zehn bis fünfzehn Jahre, ja.
Im RVK sind 750 Millionen Euro verbaut worden, die Hälfte kam vom Bund. Muss Berlin diese Mittel zurückzahlen, wenn das RVK keine Uniklinik mehr ist?
Nein, denn dann sind die Bauten sozusagen abgewohnt.
Durch die Kommission sollte eine Konsenslösung erreicht werden. Befürchten Sie jetzt Proteste der Humboldt-Uni?
Das befürchte ich dann nicht, wenn die Beteiligten das Wohl der Universitätsmedizin im Auge haben und nicht nur das ihrer einzelnen Institutionen.
Bisher war das stets anders.
Wenn es so kommt, wird sich die Politik damit auseinander setzen müssen. Wir sind nicht der Anwalt einer einzelnen Einrichtung, sondern der ganzen Wissenschaftslandschaft.
INTERVIEW: SABINE AM ORDE
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