Umfassendes Geständnis

Trotz Kastration an Mädchen vergangen: Angeklagter gibt sexuellen Kindesmissbrauch in 29 Fällen zu

Der ehemalige Seemann Günter W., der von Oktober 2001 bis Februar 2002 in 29 Fällen Mädchen sexuell missbraucht haben soll, hat die Taten gestern vor dem Landgericht eingeräumt: „Ich gestehe komplett alles, was mir in der Anklage vorgeworfen wird“, sagte der Angeklagte. Und: „Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass die Kinder hier als Zeugen aussagen müssen.“

Am Montag war das Verfahren gegen den 53-Jährigen eröffnet worden, der schon mehrere Jahre wegen Kindesmissbrauches im Gefängnis war (taz berichtete gestern). Er war immer wieder rückfällig geworden, obwohl er sich 1987 hatte kastrieren lassen. Die dadurch reduzierten männlichen Hormone hatte er sich über Tabletten wieder zugeführt.

Gestern schilderte er, wie er in Kontakt mit den drei Mädchen kam, wegen deren Missbrauch er nun vor Gericht steht: Er habe die 12-jährige Jennifer kennengelernt, als er seinen Hund ausführte. Sie habe angeboten, mit seinem Hund spazieren zu gehen, was sie in der Folgezeit auch tat. Dafür sei sie, teilweise mit Freundinnen, immer wieder in die Wohnung des Angeklagten gekommen. Der begann nach mehreren Besuchen,das Mädchen sexuell anzufassen.

Die Mutter von Jennifer hat gestern als Zeugin ausgesagt. Sie schilderte, über Wochen nichts von dem Missbrauch mitbekommen zu haben. Im März dann habe ihre Tochter unter Tränen von diesen „Doktorspielen“ bei dem Angeklagten erzählt.

Dessen Verteidiger hatte beantragt, die Öffentlichkeit für die Dauer der Aussage von Günter W. vom Verfahren auszuschließen. Der sei dann bereit, über alles ausführlich zu sprechen. Die Landgerichtskammer lehnte den Antrag ab. Der sexuelle Missbrauch sei nicht in einem engen familiären Verhältnis, sondern durch einen für die Kinder Fremden begangen worden. Deshalb überwiege das Interesse der Öffentlichkeit, zu erfahren, wie es zu solchen Taten kommen konnte. EE