: Schluss im Osten
Keine Zukunft für die „Indigene Botschaft“ bei Erkner. Eigentümerin SEB will das Areal schleunigst verkaufen
Trotz der am Montag geplatzten Versteigerung ihres Grundstücks sehen die AktivistInnen des Ökologischen Kulturzentrums Kesselberg keine Chance, ihr Projekt einer „Indigenen Botschaft“ fortzuführen. Das bei Erkner am östlichen Rand Berlins gelegene 45-Hektar-Areal wird zurzeit noch von der Bank für Gemeinwirtschaft (jetzt SEB) verwaltet. Die SEB will das Gelände verkaufen und verlangt die sofortige Räumung.
Nach der Wende hatte das Ökologische Kulturzentrum auf ABM-Basis ein ökologisches Modellprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Funkzentrale errichtet. Als die öffentliche Förderung Ende der 90er auslief, verwirklichten einige in der Lateinamerika-Solidarität aktive BerlinerInnen hier ihre Idee einer „indigenen Botschaft“.
„Indigene sind heutzutage auf der ganzen Welt Opfer von Unterdrückung, Verfolgung, Verschwinden und Mord. Es gibt kaum Orte, wo sie ihre Kultur manifestieren und ihre Rechte verteidigen können“, so Kesselberg-Aktivist Christian Schmalbach. Das Waldstück sollte für mehr als zwei Jahre ein solcher Ort sein. Festivals und Seminare wechselten einander ab. VertreterInnen der Ureinwohner aus Mexiko, Venezuela, Brasilien und Kolumbien diskutierten auf dem Kesselberg über die Ursachen und mögliche Lösungen ihrer Probleme. Die ungerechte Weltwirtschaftsordnung wurde ebenso debattiert wie der von den USA unterstützte umstrittene Plan Colombia. Zu den Lateinamerika-Festivals kamen im Sommer bis zu 1.000 Menschen auf den Kesselberg.
Spätestens in zwei Monaten soll nun ein zweiter Versteigerungstermin mit erheblich geringerem Einstiegsgebot stattfinden. Ein Hauptinteressent plant angeblich die Errichtung eines Schulungszentrums für ein Pharmaunternehmen.
PETER NOWAK
Mehr Infos: www.kesselberg.info
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen