: Böser Supermarkt
Die Verbraucherzentrale beklagt „Schimmel und Ekel“ in Obst- und Gemüseabteilungen. Der Handel ist irritiert
Es klingt schlimm, was die Verbraucherzentrale da herausgefunden haben will: Bei einer „Inspektion von Obst- und Gemüseabteilungen in den Supermärkten Bremens und Bremerhavens“ habe eine Testeinkäuferin „eklige“ Erfahrungen gemacht, hieß es gestern. Zu 80 Prozent sei es dort „ungepflegt, unordentlich oder verdreckt“ gewesen. Unter den „schimmelnden, faulenden, Schleimfäden ziehenden und im blubbernden Saft gammelnden Waren“ seien vor allem Pfirsiche, Zwetschgen, Trauben und Salat gewesen.
Grundlage des Ergebnisses ist eine „stichprobenartige Erhebung“ in zwanzig Supermärkten. Die Testkäuferin, eine Zahnmedizin-Studentin, hatte nur an einem der zwanzig Lebensmittelmärkte nichts auszusetzen: Bei Spar in der Rockwinkeler Heerstraße habe alles „sehr ordentlich und gepflegt“ ausgesehen.
In den bemängelten Supermärkten wusste man bis gestern nichts von der Stichprobe. Entsprechend irritiert reagierte Marco Jeddeloh, der bei Rewe vor dem Steintor unter anderem für Obst und Gemüse verantwotlich ist, als unvermittelt ein RTL-Team vor ihm stand. Sein – gestern durchaus sauberer – Markt war als „völlig ungepflegt und sehr dreckig“ an den Pranger gestellt worden. Vor allem zu den abendlichen Hauptumsatzzeiten könne es vorkommen, dass Obst und Gemüse zerwühlt seien, räumte Jeddeloh ein. Es fehle schlicht das Personal, um die Abteilung ständig zu kontrollieren.
Das Wegrationalisieren von Supermarkt-Personal ist auch Peter Drewes ein Dorn im Auge. „Dass es bei Obst und Gemüse Probleme gibt, ist unbestreitbar“, sagt der Vizeleiter des Bremer Lebensmittelüberwachungsdienstes. Die von der Verbraucherzentrale beklagte Dramatik sehe er jedoch nicht. In etwa 25 Prozent der Einzelhandelsbetriebe, die sein Dienst jährlich ein- bis zweimal kontrolliere, würden Mängel festgestellt. Dabei sei schimmeliges Obst noch vergleichsweise harmlos: „Dieses Problem ist für den Verbraucher immerhin sichtbar.“ Markus Jox
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen