: Fundgrube Berlin
Lee Yoo (28) aus Kyongju, Südkorea, studiert bildende Kunst an der Universität der Künste
„Berlin ist wegen seiner multikulturellen Einflüsse für mich als Künstlerin eine reichhaltige Fundgrube. Die Stadt gibt mir Energie und Inspiration, vor allem Mitte mit seinen vielen Galerien. Die Cafés sind für mich total exotisch, so etwas kannte ich vorher nicht. Berlin hat als pulsierende Großstadt aber auch viele Ähnlichkeiten mit Seoul, wo ich vorher studiert habe. Insofern hatte ich keine Schwierigkeiten, mich einzugewöhnen. Und ich habe wahnsinnig schnell Leute kennen gelernt, Leute aus den verschiedensten Ländern.
Die meisten meiner Freunde sind Künstler. Auch in Korea sind Künstlerkreise eher geschlossene Zirkel, es gibt aber auch Unterschiede. Das fängt schon bei der Ausbildung an. Ein Kunststudium in Korea erzieht zum Auswendiglernen. Koreaner würden einem Professor nie widersprechen. Hier habe ich gelernt, dass Dozenten Freunde sein können. Es wird experimentiert, Wert auf Individualität gelegt.
Meinen Eltern gefiel meine Entscheidung, fortzugehen, gar nicht. Schon als ich mich in Korea für das Kunststudium einschrieb, waren sie dagegen. Künstler haben dort wirklich kein leichtes Leben. Mein Vater zum Beispiel kann wunderbare Gedichte schreiben. Er hat diese Neigung sein Leben lang unterdrückt und seine Brötchen lieber auf dem sicheren Beamtenweg verdient.
Leicht hat man es als Ausländer hier am Anfang nicht. Es gibt so viele Missverständnisse zwischen Asiaten und Europäern. Worte wie „Lärmbelästigung“ kennen wir in Korea nicht. Niemand würde die Polizei rufen, weil es beim Nachbarn mal ein bisschen lauter zugeht.“
ANETT KELLER
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