: Mit Seele
Mehr Leidenschaft zwischen den Elementarteilchen. Beim „Karussell“ lässt sich die Sprache der Herzen lernen
Vergessen Sie Houellebecq. Gucken Sie lieber dieses Stück von Klaus Chatten. Ein Mann, der von den Feuilletons längst nicht so geschmust wurde wie der Franzose, der sich auf juvenile Weltabgeklärtheit so viel zugute halten lässt. Chatten ist mehr als ein Elementarteilchen, er hat die metropolen Szenen durchcruist – und Einsamkeit, Verwerfung, Zweifel und Bitterkeit festgestellt. Und zugleich, das ist die Pointe überhaupt und ebenso die Differenz zum Neozyniker Houellebecq, liebt er seine Milieus. Weil er glaubt, dass sie die Kraft haben, die Sprache der Herzen zu lernen, mindestens deren Vokabeln sinnvoll aneinanderzureihen. Chatten legt von seiner Kunst der Sezierung des metropolen Individualismus Zeugnis ab, und zwar in dem Stück „Das Karussell“, das seit Anfang Oktober im Gorki gezeigt wird. Von der Kritik mehr oder minder verrissen, sei hier gesagt: Es ist großartig dabei zuzuschauen, wie die Hauptfiguren, der junge Olli und der ältere Filmregisseur, zueinander finden: Weil sie aneinander und füreinander so etwas wie Passion entdecken. Ein Abenteuerstück sozusagen, vielleicht ein Märchen, eine Reise jedenfalls in ein anderes Seelenland: elementar berührend. JAF
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