Nur Saddam Hussein war besser

Gerhard Bökel ist nicht besonders bekannt. Trotzdem ist er jetzt SPD-Spitzenkandidat in Hessen – und siegesgewiss

WIESBADEN taz ■ Es war ein Ergebnis wie im Sozialismus: Am Samstag hat die hessische SPD mit 99 Prozent der Stimmen Gerhard Bökel zum Spitzenkandidaten gekürt. Nur drei der 312 Delegierten stimmten dagegen, dass der hessische Partei- und Fraktionsvorsitzende die SPD-Landesliste für die Landtagswahl am 2. Februar anführt.

Ein eindrucksvolles Stimmergebnis auf dem Sonderpartei in Wiesbaden war allerdings auch nötig, damit der SPD-Herausforderer eine Chance hat gegen den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch. Denn bisher ist Bökel in Hessen weitgehend unbekannt – was der ehemalige Hammerwerfer gelassen hinnimmt. Schließlich sei Koch vor der letzten Landtagswahl noch unbekannter gewesen.

Allerdings würden selbst seine Genossen nicht behaupten, dass sich Bökel bisher als rhetorisches Talent profiliert hätte. Auch seine 75-minütige Grundsatzrede erschien vielen Zuhörern „zu lang“. Bökel versprach „Weltoffenheit und Toleranz“ und titulierte Koch als einen „schamlosen Unterschriftensammler des Jahres 1999“. Ziel sei, die „Blockademehrheit“ der unionsregierten Länder im Bundesrat zu zerschlagen.

Die Grünen bezeichnete Bökel als „Wunschpartner“ für eine Koalition – allerdings dürfte der weitere Ausbau des Frankfurter Flughafens zum Knackpunkt werden. Die Grünen sind strikt dagegen; während Bökel ihn am Samstag nur eingeschränkt ablehnte: „Ohne Nachtflugverbot gibt es mit uns Sozialdemokraten keine Erweiterung.“

Im Wahlkampf will die SPD auf drei Themen mit „absoluter Priorität“ setzen: Dies sind 500 Ganztagsschulen, die kostenlose Vorschule für alle Fünfjährigen sowie die „Jugendarbeitslosigkeit Null“. Diese Ziele würden umgesetzt, „egal wie groß das Finanzchaos ist, das wir von der Regierung Koch übernehmen“.

Die Siegeszuversicht in der SPD wächst unterdessen – selbst bei den wenigen Bökel-Skeptikern. Schließlich sei die FDP „am abnippeln“. Und schon bei der letzten Landtagswahl 1999 hatte es gerade mal 5,1 Prozent für die Liberalen gegeben.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT