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Affen-Forschung wird nicht reduziert

Bremens Parlamentarier sollen am Freitag den Bürgerantrag des Tierschutzbundes ablehnen. Dabei wollten die Tierschützer nur die Parlamentarier beim Wort nehmen, die 1997 beschlossen hatten: „Tierversuche perspektivisch reduzieren“

Apel zu Kreiter:„Da wird kein Beitrag für die Gesundheit des Menschen geleistet“

Um dem Protest gegen die Experimente mit Makaken-Affen an der Bremer Universität den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat die Bremische Bürgerschaft am 11.6.1997 einen Beschluss unter der Überschrift: „Tierversuche perspektivisch reduzieren“ gefasst. Tatsächlich beinhaltete der Beschluss jedoch die Zustimmung zur Ausweitung der Tierversuche und nur die vage Hoffnung, dass diese Ausweitung irgendwann einmal reduziert werden könnte.

Mehr als fünf Jahre sind seit dem Bürgerschaftsbeschluss vergangen, wenn am Freitag die Wissenschaftsdeputation über das Thema erneut beraten muss. Denn der Deutsche Tierschutzbund hat einen Bürgerantrag eingereicht. Die bezugsreichen Überschrift: „Stoppt die Affenversuche an der Universität Bremen – Tierversuche perspektivisch reduzieren.“ Zwar sind die Parlamentarier nach der Verfassung souveräne Volksvertreter, aber die Exekutive hat für die Legislative schon einmal vorweg formuliert, was zu beschließen ist: „Die Bremische Bürgerschaft lehnt den Bürgerantrag Stoppt die Affenversuche – Tierversuche perspektivisch reduzieren ab.“

Eigentlich sollte es eine Anhörung der Antragsteller geben, aber da das Ergebnis schon vorab verschickt wurde, ist es wohl eher eine Farce. Der Präsident des Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, will nicht teilnehmen.

Obwohl die Versuche mit den Affen nun schon seit Jahren laufen, gibt es darüber keinerlei Rechenschaftsbericht der Arbeitsgruppe von Professor Andreas Kreiter. Auch in fachlichen Publikationen sei nicht erkennbar, ob es irgendwelche Ergebnisse gebe. Apel schließt daher: „Ich kann nicht sehen, dass da ein entscheidender Beitrag geleistet wird, der der Gesundheit des Menschen dient.“ Dies aber sei die politische Begründung für die Genehmigung gewesen.

Dazu kommt für Apel noch ein anderer Skandal: In dem Bürgerschaftsbeschluss war vor Jahren zugesichert worden, es sollten Geräte für „bildgebende Verfahren“ der Hirnforschung angeschafft werden. Nur solche Forschungsmethoden können Tierexperimente ersetzen. Aus den USA liegt ein allgemein verständlicher Bericht über die Ergebnisse der Gehirnforschung in diversen amerikanischen Universitätsinstituten vor („Faszination Gehirn“), der an keiner Stelle auf Affenversuche Bezug nimmt. Die Bremer Universität sollte den Anschluss an diese Methoden finden, um dann Tierversuche „perspektivisch“ reduzieren zu können, wurde den Parlamentariern und der Öffentlichkeit 1997 versprochen. Der Kernspin-Tomograph ist jedoch bis heute nicht angeschafft, werden die Abgeordneten am Freitag erfahren.

Die Abgeordneten der großen Koalition werden wohl so stimmen, wie die Verwaltung ihnen das vorgeschrieben hat, sprich: den Bürgerantrag ablehnen. Dafür stimmen werden nur die Grünen. „Es gibt überhaupt nichts von Kreiter“, sagte der Grünen-Vertreter in der Wissenschafts-Deputation, Hermann Kuhn. Daher könne auch keine Evaluation seiner Forschung stattfinden.

„Wir werden weitermachen“, sagt Deutschlands oberster Tierschützer Wolfgang Apel. K.W.

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