: Neue Chemie-Initiative steht
Interessenverband kritischer Umweltgeschädigter will Betroffene und Angehörige beraten – aber auch der Politik ein wenig auf die Sprünge helfen. Spenden nötig
BERLIN taz ■ Es ist ein wenig ruhig geworden um die Chemiegeschädigten im Lande. Was eigentlich verwundert: Trotz vier Jahren rot-grüner Regierung konnte keine wesentliche Verbesserung im Chemiebereich erreicht werden – wie etwa eine leichtetere Anerkennung von durch Chemikalien ausgelösten Krankheiten oder das Ärgernis von überaus industriefreundlichen Gutachtern.
Dabei hat die potenzielle Gefährdung nicht wesentlich nachgelassen. Nach wie vor floriert zum Beispiel die Chlorchemie mit ihren für Mensch und Umwelt schädlichen Verbindungen. Und nach wie vor werden Haushalte und Gewerbe mit zehntausenden von chemischen Verbindungen konfrontiert – ohne dass es für die meisten dieser Stoffe eine Gefährdungsabschätzung gibt. So steckt zum Beispiel die neue EU-Richtlinie, formuliert im „Weißbuch Chemikalienpolitik“, immer noch im Sperrfeuer der Chemielobby in Brüssel fest. 30.000 Verbindungen sollen mit dieser Richtlinie überprüft werden: ob und wann sie gesundheitsgefährdend sind. Die Industrie fürchtet jedoch teure Testverfahren.
Es lag aber nicht nur an der gut organisierten Industrielobby, dass sich in dem Bereich wenig tut. Auch die Interessenverbände der Geschädigten sind nicht besonders durchschlagskräftig – teilweise auch, weil namhafte Mitglieder zu krank geworden sind.
Ein neuer Verein will jetzt für neuen Schwung sorgen. Die Initiative kritischer Umweltgeschädigter (IKU, sprich: „IQ“) hat sich jetzt als gemeinnütziger Verein eintragen lassen. Ziel ist die Beratung von Geschädigten – und deren Angehörigen, aber auch die Aufklärung der Bevölkerung. „Die IKU wird von namhaften Professoren aus den Bereichen Humantoxikologie und Umweltrecht unterstützt“, so Peter Röder, einer der Vereinssprecher.
Für die Arbeit sucht die Interessengemeinschaft nun weitere Mitglieder, denn mehr Nasen riechen mehr. Und noch dringender ist die IKU auf Spenden angewiesen: Die IKU hat zwar weder ein teures Lobbybüro in Berlin noch Angestellte. Aber Internetrecherchen und die Betreuung von Journalisten oder Politikern treiben doch die Telefonrechnung in respektable Höhen. REINER METZGER
IKU-Kontaktstelle Bayern, Langgasse 7, 97790 Gössenheim; Tel. (0 93 58) 970437, Fax (0 93 58) 97 04 38, IKU-Bayern@t-online.deSpendenkonto: Raiffeisenbank Karlstadt-Gemünden, Kto. 521 906, BLZ 790 691 50
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