: Erziehung ohne Bachelor
Bund-Länder-Kommission lehnt Modellversuch ab, bei dem ErzieherInnen bundesweit erstmals an der Fachhochschule studieren sollen. Jetzt prüft Berlin Alleingang. Ausbildungsreform kommt 2003
von SABINE AM ORDE
Bund und Länder haben einer wichtigen Reformidee von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) eine Absage erteilt: einem Modellprojekt zur besseren Ausbildung von ErzieherInnen. Böger wollte bundesweit erstmals einen Studiengang für ErzieherInnen erproben. Doch dieses Vorhaben hat die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung (BLK) nach Angaben von Staatssekretär Thomas Härtel jetzt erneut abgelehnt. Zwar heißt es in der BLK, der Antrag sei inhaltlich nicht ausreichend begründet gewesen und könne im Dezember erneut eingebracht werden. Doch klar ist auch: Die Bundesländer befürchten finanzielle Konsequenzen. Studierte ErzieherInnen müssten mittelfristig besser bezahlt werden.
Nun prüfe die Bildungsverwaltung, so Härtel weiter, ob Berlin einen solchen Modellversuch alleine durchführen kann. Rechtlich möglich ist das. Doch anders als bei einem BLK-Versuch müsste das Land die Kosten dann alleine tragen. „Der Wille ist da, aber im Augenblick steht ja alles unter dem Finanzierungsvorbehalt“, sagt dazu die Sprecherin der Bildungsverwaltung.
Das Studium, das an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik angesiedelt sein soll, würde acht Semester dauern, zwei Praktika von insgesamt sechs Monaten wären enthalten. Abgeschlossen würde es mit einem klingenden „Bachelor of Education“. „Nur so kann Deutschland die Ausbildung endlich auf europäischen Standard anheben“, sagt Barbara Schmitt-Wenkebach, eine der AusbilderInnen am Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH), die sich zusammen mit den Fachfrauen der Alice-Salomon-Fachhochschule das neue Konzept ausgedacht haben.
Bislang wird die deutsche ErzieherInnenausbildung im europäischen Ausland nicht als gleichwertig anerkannt. Denn die Bundesrepublik ist neben Österreich das einzige Land in der Europäischen Union, in denen ErzieherInnen lediglich eine Fachschule besuchen. In allen anderen Ländern studieren sie vergleichbar mit den GrundschullehrerInnen. Zulassungsvoraussetzung ist das Abitur.
Letzterem wird sich Berlin künftig annähern – auch wenn das Modellprojekt an den Finanzen scheitert. Denn der rot-rote Senat will die ErzieherInnenausbildung reformieren. Ab 2003 sollen die Auszubildenden nicht mehr zunächst eine zweijährige Fachschule und dann ein einjähriges Anerkennungspraktikum absolvieren, sondern eine integrierte dreijährige Ausbildung. Der Unterschied: Die künftigen ErzieherInnen werden dann für ihre Praktika nicht mehr bezahlt. Derzeit erhalten sie rund 1.000 Euro monatlich. Das Land, so heißt es in der Bildungsverwaltung, würde so rund 15 Millionen Euro sparen. Einige der potenziellen BewerberInnen, darunter die als besonders motiviert geltenden QuereinsteigerInnen, könnte das von einer Bewerbung abhalten.
Gleichzeitig sollen die Eingangsvoraussetzungen angehoben werden: Statt eines erweiterten Haupt- oder Realschulabschlusses müssen die BewerberInnen dann die Fachhochschulreife oder das Abitur vorweisen. „Das ist ein richtiger Schritt“, sagt Schmitt-Wenkebach. „Die Schülerinnen bringen dann eine bessere Allgemeinbildung und eine größere persönliche Reife mit.“
Reformiert werden sollen auch die Ausbildungsinhalte, die bislang stark verschult sind. Statt der bisherigen Fächer soll es Lernbereiche geben, die einzelnen Felder also miteinander verwoben werden. An der konkreten Ausgestaltung arbeitet derzeit eine Kommission, in der sowohl die Verwaltung als auch die Fachschulen wie das PFH vertreten sind. Schmitt-Wenkebach: „Das Problem an dieser Reform ist, dass es bei der Schule bleibt – und das heißt, es geht vor allem um Handlungsanweisungen und nicht um eigene Reflexion.“
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