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Fleischbeschauer und Frauenminister

Noch kurz vor der Wahlniederlage soll jetzt Herbert Haupt die angeschlagene Haider-Partei FPÖ retten

Österreichs rechtspopulistische FPÖ hat einen neuen Vorsitzenden – den vierten innerhalb von zwei Monaten. Denn Mathias Reichhold, der gerade vierzig Tage im Amt war, hat sich wegen einer Herzkammerentzündung aus dem laufenden Wahlkampf zurückgezogen. Auf Anraten des Arztes, wie es heißt. Vom Spital aus ernannte er seinen Stellvertreter Herbert Haupt zum Nachfolger als Parteichef und Spitzenkandidaten. „Der Tierarzt“, wie Haupt in den ihm unterstellten Frauenberatungsstellen spöttisch genannt wird, soll jetzt den Karren der zerstrittenen und heruntergewirtschafteten Partei drei Wochen vor den Nationalratswahlen vom 24. November aus dem Dreck ziehen.

Der gelernte Veterinärmediziner und langjährige Fleischbeschauer am Schlachthof von Spittal an der Drau in Kärnten leitet seit Oktober 2000 das Ministerium für Soziale Sicherheit und Generationen. Dort untersteht ihm auch die Frauenabteilung, die das von der ÖVP-FPÖ-Regierung aufgelöste Frauenministerium ersetzt.

Der Opposition dient Haupt als dankbarer Buhmann. Denn in seine Verantwortung fallen so unpopuläre Maßnahmen wie die Besteuerung von Unfallrenten und die neue Ambulanzgebühr. Die bringt nach einer ersten Bilanz kaum mehr ein als die durch sie verursachten zusätzlichen Verwaltungskosten.

Die konservative Handschrift der neuen Regierung unterstrich Haupt mit seiner Bemerkung, die Entscheidung über eine Abtreibung dürfe nicht länger allein Sache der Frau sein. Ohne Zustimmung des Partners solle kein Eingriff erlaubt sein. Eher zur Erheiterung trug die Schaffung einer Männerabteilung bei, die in der Ministerialbürokratie die Nummer VI/6 trägt. Dort wurde als eine der ersten Taten für über 25.000 Euro eine Studie über männliche Scheidungsopfer in Auftrag gegeben.

Haupts Bürochefin Uta Fabel musste bereits abtreten, nachdem sich herausstellte, dass sie ihren Magistertitel nie erworben hatte. Mit dem hatte Haupt ihr hohes Gehalt von 14.500 Euro monatlich gerechtfertigt. Haupt war auch der treueste Fürsprecher des präpotenten FPÖ-Sozialsprechers Reinhart Gaugg bei dessen Bewerbung für die Vizepräsidentschaft der Pensionsversicherungsanstalt. Die erledigte sich durch eine Alkoholfahrt Gauggs und seinen anschließenden Rückzug aus allen Ämtern.

Haupt zählt jedoch zu den seriöseren FPÖ-Ministern. Trotz der von ihm verordneten flächendeckenden BSE-Tests wurde in Östereich nur ein einziger Fall von Rinderwahn entdeckt. Auch setzte er eine längst fällige Künstersozialversicherung durch und erhöhte die Ausgaben für die Integration Behinderter.

Die FPÖ-Basis liebt Haupt. Bei seiner Wahl zum stellvertretenden Parteichef auf dem Parteitag im September bekam er mit über 96 Prozent Zustimmung einige Prozentpunkte mehr als der zum Obmann gewählte Mathias Reichhold. Politisch ist der Kärntner Tierarzt ein bedingungsloser Weggefährte Jörg Haiders. Kaum war Haupt jetzt von Reichhold zum Parteichef ernannt worden, setzte er das politische Stehaufmännchen Haider wieder auf die Kandidatenliste für die Nationalratswahl und ermöglichte ihm damit den Wiedereinstieg in die Bundespolitik. Die Opposition und wohl ein guter Teil der FPÖ-Basis gehen deshalb davon aus, dass Haider bald auch wieder die Partei führen wird. RALF LEONHARD

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