: Mit mir die Sintflut
Ambros Waibel berichtet in „My private BRD“ aus einer Welt der hellhörigen Häuser, was der Westen war
„Warum sind die Reformer nicht einfach in die modernen, bereits mit jeder Schalldurchlässigkeit ausgestatteten Häuser gezogen, anstatt in Altbauten die Türen zu entfernen?“ Das Private ist politisch – Autor Ambros Waibel gibt diese Binsenweisheit an die Achtundsechziger zurück und provoziert gleichzeitig all diejenigen, die daran glaubten, mit der Kraft der Blumen die Welt verändern zu können, und die, die sogar noch in der Retrospektive daran glauben. In „My private BRD“, woraus Waibel morgen bei der Verbrecherversammlung im Kaffee Burger lesen wird, verliert sich das erzählende Ich in Gedanken an wenig schillernde Jugendjahre in den Siebzigern und Achtzigern der Bundesrepublik. Die Welt in einem der hellhörigen Häuser eines Münchener Vorortes zeigt Coop und Kellergeister trinkende Nachbarn, BMW, Amerikaner, die Bundeswehr, zerstrittene Eltern und den linksradikalen Bruder, den sein Vater am liebsten erschießen würde – es gab doch noch mehr als naiv glitzernde Schlagergurus. Kolja Mensing konstatierte in dieser Zeitung treffend: „So wird aus ‚My private BRD‘ zuletzt ein längerer Essay über das langsame Verschwinden der alten Bundesrepublik, der seinen Schlusspunkt aus der bayerischen Perspektive konsequenterweise ‚88/89‘ findet: mit dem Fall der Mauer und dem Tod von Franz Josef Strauß.“ KST
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