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Elefanten geht es an die Zähne

Vorentscheidung auf der Artenschutzkonferenz in Chile: Botswana, Namibia und Südafrika sollen wieder Elfenbein verkaufen dürfen. Der Wilderei werde „Tür und Tor“ geöffnet, sagen Tierschützer. Zahl der Elefanten im Süden des Kontinents gestiegen

von HANNA GERSMANN

Der Handel mit Elfenbein wird wieder gelockert: Botswana, Namibia und Südafrika dürfen ab 2004 insgesamt 60 Tonnen Elfenbein aus ihren Lagerbeständen verkaufen. Das hat eine Fachgruppe der Weltartenschutzkonferenz im chilenischen Santiago am Dienstagabend beschlossen. Weil es nur eine Formsache ist, dass am Freitag das Konferenz-Plenum die Entscheidung bestätigt, sprachen Umweltorganisationen bereits gestern von einem „schwarzen Tag für die Elefanten“.

Sie fürchten, dass illegales Elfenbein wieder leichter abgesetzt werden kann und die Wilderei zunimmt. „Dem Elfenbein sieht man doch nicht an, woher es kommt“, sagte Thilo Maack von Greenpeace. Allein die Aussicht auf eine Lockerung des Handelsverbotes habe die Schmuggelei schon vor der Konferenz wieder aufleben lassen.

Als die Elefantenbestände in den 80er-Jahren drastisch zurückgegangen waren, hatte sich die internationale Artenschutzkonferenz 1989 auf ein Handelsverbot geeinigt. 1997 wurde allerdings schon einmal der Verkauf von bestimmten Lagerbeständen freigegeben. Seitdem sei der Elfenbeinschmuggel kontinuierlich angestiegen, berichtet die Organisation Pro Wildlife. „Staubsauger des Elfenbeins der Welt ist der asiatische Markt“, erläutert Roland Melisch vom WWF das Interesse der illegalen Jäger. Dort würden astronomische Preise erzielt.

Zumindest im südlichen Afrika hat sich die Elefantenpopulation dennoch wieder erholt. Gab es beispielsweise in Botswana 1990 nur 55.000 Elefanten, waren es im Jahr 2000 wieder 120.000. Die Herden müssten in Grenzen gehalten werden, argumentierten jetzt Botswana, Namibia und Südafrika, aber auch Simbabwe und Sambia.

Im Gegensatz zu den drei erstgenannten Ländern versagte die Konferenz den letzten beiden aber die Verkaufserlaubnis. Den „Mugabe-Effekt“ nennt das Melisch. Dem korrupten Regime werde nicht zugetraut, den Elfenbeinschmuggel zu kontrollieren. Genau diese Bedingung knüpften die Delegierten aber an die Lockerung des Handels. Doch auch die anderen Länder seien von einem effektiven System weit entfernt, meint Daniela Freyer von Pro Wildlife. Die Auflage sei „ein Feigenblatt“. Das vorgesehene Kontrollsystem gibt es schon einige Jahre unter dem Namen „Mike“ (Monitoring of Illegal Killing of Elephants). Mit ihm sollen Wilderer vor Ort aufgespürt werden. Freyer beklagt: „Mike hat bis heute noch nicht einmal grundsätzliche Daten geliefert.“ Es könne den Stand der Wilderei nicht aufzeigen.

Über Kontrollen hinaus haben sich die afrikanischen Staaten verpflichtet, ihre Erlöse aus dem Weißen Gold in den Schutz von Elefanten zu investieren. Es geht durchaus um Geld: Simbabwe etwa, dem 1997 der Verkauf von 20 Tonnen Elfenbein erlaubt worden war, hatte damit auf dem japanischen Markt 1,73 Millionen Euro eingenommen. Zwei Drittel davon sollen in die Nationalparks geflossen sein. Ist der Handel also gut für die Dickhäuter und die Region? Thilo Maack wehrt ab: „Noch nie haben Elefanten oder die lokale Bevölkerung profitiert.“

Während die Delegierten in Chile streiten, haben sich die Wilderer schon einmal auf den Weg gemacht: Gestern wurde bekannt, dass Banden im südafrikanischen Krüger-Nationalpark mal wieder mehrere Elefanten und Nashörner erlegt haben.

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