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: Cocooning heißt jetzt Cooking

Der Traum der Vollbeschäftigung ist ausgeträumt

Auch die verdrießliche politische Lage (der Irak, der Castor, die geplante Anhebung des Rentenbeitragssatzes von 19,1 auf 19,5 Prozent des Bruttolohns und diese anderen schrecklichen Dinge) und das Wetter, das eigentlich schon seit September ständig schlechter wird, mögen unter Umständen dazu beitragen: Der Mensch von heute befindet sich wieder auf dem Rückzug ins Private. Statt sich auf kalten Straßen den Realitäten zu stellen, bequemt er sich in seine Wohnung und lässt die Welt draußen vor. Schon vor Jahren bedachten Soziologen ein vergleichbares Phänomen mit der Bezeichnung Cocooning und beschrieben damit die unerfüllte Sehnsucht nach Sicherheit, Wärme und Behaglichkeit. Jedoch führte diese zu nicht viel mehr als einer behaglichen Langeweile, die sich sowohl in bunt geschwämmten Wänden als auch großformatigen Kaffeetassen angemessen auszudrücken wusste. Wer heute vermehrt zu Hause bleibt, leidet jedoch nur bedingt an seiner Welt.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit widmet er sich vielmehr einem völlig neuartigen Trend und betreibt das Cooking. Das so genannte Cooking meint zwar auch die Nahrungszubereitung und mag sich bei oberflächlicher Betrachtung nur geringfügig vom herkömmlichen Kochen unterscheiden. Tatsächlich sind die Unterschiede aber immens. Während es sich beim Kochen nämlich vor allem einen schnellen, flüchtigen und zumeist lästigen Vorgang handelt, beim dem es allein um das Ergebnis, also die sättigende Mahlzeit geht, so bezieht sich das Cooking auch auf den Vorgang selbst. Das Cooking wird im Gegensatz zum Kochen also bewusst genossen und ist in diesem Sinne auch ein meditativer Akt. Er bringt Entspannung durch Konzentration und lässt einen abtauchen in die wundersame Welt der Lebensmittel. Immer mehr Menschen scheinen sich deshalb fürs Cooking zu interessieren und fragen: Was braucht es eigentlich, um mitmachen zu können?

Es braucht nicht viel. Es braucht neben Geduld und Fantasie nur wenige Dinge, die im Grunde in jeder Küche zu finden sind. Da es sich beim Cooking aber um eine sehr zeitaufwändige Freizeitbeschäftigung handelt, braucht es allerdings ein entscheidendes Utensil, mit dem sich der Kochvorgang so richtig schön in die Länge ziehen lässt: den Römertopf, ein tönernes Gefäß, dessen Vorteile lange unterschätzt wurden. Denn gesundheitsbewusste Ernährung mit schonend gegarten, fettarmen Speisen, deren Vitamin- und Nährstoffgehalt bei der Zubereitung weitgehend erhalten bleibt – wer wünscht sich das nicht? Mit einem Römertopf ist das alles kein Problem. Das langsame Erwärmen im Backofen sorgt für eine schonende Zubereitung, die Zutaten „schmoren im eigenen Saft“, so dass keine Nährstoffverluste durch das Abgießen von Kochwasser entstehen. Zudem werden mit dem Kochen im Römertopf auch dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt.

Von Suppen und Eintöpfen über Gemüse-, Fisch- und Fleischgerichte bis hin zu süßen Speisen – alles ist im Römertopf möglich. In diesem Sinne ist der Römertopf dann auch der Wok der Gegenwart, was insofern einleuchtet, wenn man sich vor Augen hält, dass der Wok der Römertopf der 90er war. Aus der Ferne erinnert er noch an eine Zeit, in der man noch den Traum der Vollbeschäftigung träumte; in der schnelle Mahlzeiten einem bei dem Weg zur Erfüllung durch Beruf und Karriere nicht lange im Weg stehen durften; in der das Essen leicht und bekömmlich sein musste und dabei einen Hauch asiatischen Fleißes verströmte, was einem bei der Bewältigung von 12-Stunden-Schichten ungemein half. Diese Zeit in nun vorbei. Man sollte sie genießen. HARALD PETERS