Castoren sind drin, viele Aktivisten auch

Nach dem Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben: Großer Polizeieinsatz trotz weniger Demonstranten

WENDLAND taz ■ Der bislang größte Atommülltransport nach Deutschland hat am Donnerstagmorgen um 7.22 Uhr sein Ziel erreicht, das Zwischenlager bei Gorleben. Das Fazit der Polizei: Zur Sicherung der 12 Castoren waren zu Spitzenzeiten 16.600 Polizisten und Grenzschützer im Einsatz, deutlich mehr, als Einsatzleiter Hans Reime noch vor einer Woche erwartet hatte. Und das, obwohl diesmal deutlich weniger Atomgegner vor Ort waren. Direkt im Wendland wurde die Zahl der Protestierenden auf etwa 2.000 geschätzt. Beim Castor-Transport vor einem Jahr gab Reime die Zahl der Beamten mit 17.600 an.

Allgemein wurde der Polizei ein besonnenes Verhalten attestiert – aber mit Ausnahmen. Pressevertreter beschwerten sich über schikanöse Kontrollen. Von 950 Menschen, die „in Gewahrsam“ genommen wurden, kamen teilweise Klagen über sehr langes Festsetzen in engen Polizeifahrzeugen, bis zu 19 Stunden lang.

Aufregung gab es noch ganz zum Schluss: Kurz vor Erreichen der Abschluss-Pressekonferenz legte ein Polizist Jochen Stay, den Sprecher der Kampagne X-tausendmal quer, lahm: Mit einem Polizeigriff drückte der Beamte Stay „die Nase volle Kante ins Gesicht“, so der Betroffene. Stay wurde anscheinend kurz ohnmächtig und konnte nicht vor dem Abschlusstreffen sprechen. Der Beamte hatte anscheinend vermutet, Stay wolle mit seinem Fahrzeug die Straße blockieren.

JÜRGEN VOGES

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