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Ölgefahr noch nicht gebannt

Havarierter Tanker „Prestige“ 130 Kilometer von der spanischen Küste weggeschleppt. Er droht auseinander zu brechen. Jetzt soll das Öl ausgepumpt werden. Vorwürfe an Reeder und britische Aufsicht. Gibraltar will mit dem Tanker nichts zu tun haben

aus Madrid REINER WANDLER

Der 243 Meter lange Öltanker „Prestige“ droht auseinander zu brechen. Im Rumpf klaffe ein 35 Meter langer Riss, teilten die Behörden in La Coruña gestern Nachmittag mit. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag war es gelungen, den vor der nordspanischen Küste in Seenot geratenen Tanker aufs offene Meer zu schleppen. Um weitere Schäden am Rumpf durch Vibrationen zu verhindern, seien die Maschinen gestoppt worden. Bei Redaktionsschluss befand sich das ursprünglich mit 77.000 Tonnen Öl gefüllte Schiff 130 Kilometer vor Finisterre. Es sollte dort ausgepumpt werden.

Die unter der Flagge der Bahamas fahrende „Prestige“ war am Mittwoch bei schwerem Sturm beschädigt worden. Ein Riss in der nur einfachen Bordwand ließ 4.000 Tonnen Öl aus zwei Tanks auslaufen. Falls der altersschwache Tanker auseinander bricht, sollen die Schlepper Bug und Heck so weit wie möglich aufs offene Meer bringen, erklärte der Regierungsdelegierte Arsenio Fernández. Es sei nicht sicher, dass dann das gesamte Öl auslaufen würde. Die Bevölkerung an der galizischen Todesküste kann also nicht aufatmen. Die Region wird immer wieder von Tankerunglücken heimgesucht. Schon jetzt bedroht ein kilometerlanger Ölteppich die an Fisch- und Meeresfrüchten reichste Küste Spaniens. Dank günstiger Winde entfernte sich der Fleck gestern jedoch vom Ufer.

Der spanische Staatssekretär für Europafragen, Ramón de Miguel, machte Großbritannien für das Tankerunglück mitverantwortlich. Die 26 Jahre alte „Prestige“ sei auf dem Weg von Lettland nach Gibraltar gewesen. Die britische Kronkolonie an der Südspitze Spaniens erfülle „keine einzige der gültigen Sicherheitsverordnungen“, so gestern de Miguel. Der Freihandelshafen würde Jahr für Jahr über 4.000 Tankschiffe abfertigen, ohne die von der EU vorgeschriebenen Kontrollen durchzuführen.

Die EU-Kommission schloss sich den Protesten der Spanier an. Die „Prestige“ habe in den letzten Jahren immer wieder in Gibraltar festgemacht, um dort aufzutanken. „Warum wurde das 26 Jahre alte Schiff nie kontrolliert?“, heißt es in der Note der Kommission. In Rotterdam und New York war die „Prestige“ in den vergangenen Jahren wegen fehlender Sicherheitsstandards mit Bußgeldern belegt worden.

Gibraltar bestreitet die Vorwürfe. Der Tanker habe in den letzten vier Jahren nur einmal kurz in der Kronkolonie festgemacht. Auch auf seiner Unglücksfahrt sei er nicht nach Gibraltar unterwegs gewesen.

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