: Mit dem Segen des Vatikans
Fonds-Porträt: Mellon European Index Tracker. Öl ist drin, Verhütungsmittel sind’s nicht
Der Mellon European Index Tracker startete im Januar dieses Jahres. Er ist der erste nachhaltige Fonds von Mellon Global Investments (MGI). Man habe ihn entwickelt, um angesichts eines schnell wachsenden Weltmarkts der steigenden Nachfrage nach ethischen Anlagelösungen nachzukommen, sagt Michael Geier, Vertriebsleiter von der deutschen Filiale von Mellon Global Investments in Frankfurt. „Wir glauben, den richtigen Zeitpunkt für die Auflage eines ethischen Fonds gewählt zu haben, denn das Thema Corporate Governance beispielsweise ist zunehmend wichtiger geworden.“
Die Auswahl der Titel richtet sich nach dem E. Capital Ethical Index Euro. Diese erste auch vom Vatikan akzeptierte Benchmark gestalte E. Capital Partners S.p.A, ein unabhängiger Finanzberater mit Sitz in Mailand und Rom – kein Vermögensverwalter, betont Michael Geier. 18 Analysten arbeiteten in diesem Research-Unternehmen an der Legitimierung ethischer und finanzieller Lösungen. Die konkrete Auswahlmethode habe der Osservatorio Finetica entwickelt, ein Gemeinschaftsunternehmen der Pontificia Università Lateranense, der Universität des Vatikans, und der Mailänder Università Bocconi, einer auf Wirtschaft und Finanzwissenschaften spezialisierten Hochschule.
Der Index umfasst 150 europäische Aktien. Er konzentriere sich auf Unternehmen mit hoher Kapitalisierung. Es gibt eine Reihe von Ausschlusskriterien: Unternehmen, die in den Segmenten Tabak, Militär, Alkohol, Glücksspiel, Pornografie, Atomkraft, Wetten, Abtreibung oder Empfängnisverhütung aktiv sind, werden ausgeschlossen.
Die Unternehmen werden auch positiv nach sozialen, ökologischen und „allgemeinen“ Kriterien beurteilt, die zum Beispiel die Strategie, die gesellschaftliche Verantwortung oder die nachhaltige Produktionsweise des Unternehmens erfassen sollen. Die Bestandteile des Portfolios werden quartalsweise überprüft. Spezielle Regeln gelten nach Angaben der Fondsgesellschaft für Neuausgaben, Aussetzungen, Kapitalerhöhungen, Ausgliederungen oder Entfusionierungen. In dem für den Index zuständigen Komitee sitzen hohe Vertreter katholischer Ordensgemeinschaften: der Silesianer, der Kapuziner und der Jesuiten. Das Gremium überprüfe den Fonds und gewährleiste die ethische Qualität.
Der Fonds investiert beispielsweise nicht in Pharmaunternehmen, die Verhütungsmittel herstellen. Zu den größten Positionen im Fonds gehören derzeit BP, Royal Bank of Scotland, Nokia, UBS, L’Oreal und BNP Paribas. Die Mindestanlagesumme beträgt 5.000 Euro, Sparpläne existieren nicht, und es gibt auch keine Mindest-Investmentdauer. Der Ausgabeaufschlag beträgt 5 Prozent, die Verwaltungsgebühr 1 Prozent. Der Fonds werde über die allgemein üblichen Kanäle vertrieben, berichtet Michael Geier. „Wir verkaufen nicht direkt an die Aktienhändler.“
VOLKER UPHOFF/ECOREPORTER.DE
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