: Schön in der Schieflage
Auch Kabarettisten arbeiten für die Dienstleistungsgesellschaft, und Arnulf Rating liegt dabei am liebsten „Knapp daneben“
Da steht mal einer geradezu paradigmatisch auf der Schwelle, die aufs Schönste das Kommende mit der Vergangenheit verbindet. Denn Arnulf Rating hat neben einem ganzen Packen kabarettistischer Verdienste noch mächtig Zukunft. Und zwar eine, deren Haltbarkeitsdatum bis mindestens zum 9. März des kommenden Jahres reicht. Dann nämlich wird ihm in Mainz der Deutsche Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett des Jahres 2003 verliehen. In der Urteilsbegründung ist was von „Hochgeschwindigkeitskabarett von heute“ zu lesen, das „aber im Ton wie auf dem Rummelplatz der Sponti-Clowns von damals.“ Einstens, als Rating noch als einer der Drei Tornados für den „künstlerischen Mehrwert“ sorgte. Glorreiche Vergangenheit (Lachstürme, Prozesse, Auftrittsverbote), die nicht vergessen sein soll, wenn der Kabarettist seinen respektablen Platz in der Gegenwärtigkeit einnimmt, die sich gern als Dienstleistungsgesellschaft gibt. Einen Service für meinungsbewusste Verbraucher will auch Rating bieten. Denn Meinung ist wichtig, und da macht es gar nichts, wenn man damit immer „Knapp daneben“ liegt. Das neue Programm: ein gestreckter Galopp durch die Schieflage der Nation, mit einem Reiter, der sich mit anarchischem Witz und analytischer Gedankenakrobatik souverän im Sattel hält, wie die Münchener Abendzeitung befand.
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