: UNO sieht „Stillstand“ in Elfenbeinküste
Hilfsappell prognostiziert über zwei Millionen Vertriebene und Flüchtlinge in der westafrikanischen Krisenregion und fordert 15,9 Millionen Dollar für „dringende Bedürfnisse“. Für den Kongo ist die UN-Prognose vorsichtig optimistisch
BERLIN taz ■ Die UNO rechnet bis Anfang 2003 mit über zwei Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen in der Elfenbeinküste und den Nachbarländern. Das geht aus dem gemeinsamen Hilfsappell der UN-Organisationen für die Elfenbeinküste und Westafrika hervor, der am Montag veröffentlicht wurde. Darin sucht das humanitäre Koordinationsbüro der UNO (OCHA) 15,9 Millionen Dollar zur Deckung „dringender humanitärer Bedürfnisse“ in der Elfenbeinküste, Mali, Burkina Faso und Ghana. Ziel sei, „die Repatriierung und Umsiedlung von Flüchtlingen und Asylsuchenden zu erleichtern, die Rückkehr von Arbeitsmigranten in ihre Ursprungsländer zu unterstützen, Binnenvertriebene und ihre Gastgeber in der Elfenbeinküste zu unterstützen und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu gewährleisten“.
Der Appell bewegt sich im mittleren Rahmen der Szenarien, die die UNO im Oktober für die Elfenbeinküste entwickelt hatte. Offenbar besteht wenig Hoffnung, dass die laufenden Friedensgespräche in Togo ein Ergebnis bringen und die zwischen Rebellen und Regierung geteilte Elfenbeinküste wiedervereinigt werden kann. „Das Arbeitsszenario ist ein militärischer Stillstand“, erklärt OCHA. Darin eingeschlossen ist der „partielle Zusammenbruch von sozialen und finanziellen Diensten“ sowie „mangelnder Schutz von Zivilisten angesichts des Zerfalls staatlicher Autorität“.
Nicht ganz so pessimistisch sind die Prognosen der UNO in anderen Kriegsgebieten Afrikas, für die OCHA ebenfalls am Montag die Hilfsappelle für 2003 veröffentlichte. Das größte Budget mit über 268 Millionen Dollar sucht die UNO für die Demokratische Republik Kongo; es folgen 111 Millionen für die Region der Großen Seen im Allgemeinen, 88,5 Millionen für Uganda und 69,7 Millionen für Burundi. Für den Kongo äußert OCHA vorsichtigen Optimismus: „Es gibt Hoffnungen, dass das Land in eine neue Ära eintreten könnte.“ Da bisher vom Krieg völlig isolierte Regionen und Bevölkerungsgruppen zugänglich würden, sei jetzt eine massive Erweiterung der Hilfe möglich und nötig. In Burundi hingegen sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Binnenvertriebenen monatlich um 100.000 steige.
In der Region der Großen Seen insgesamt legt die UNO den Schwerpunkt auf die Demobilisierung von Bürgerkriegskämpfern und eine verbesserte grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Dass Letzteres in Westafrika gar nicht erst zum Problem werden soll, weil die Hilfswerke in den betroffenen Ländern von Anfang an gemeinsam planen, ist die wesentliche Neuerung des Elfenbeinküste-Appells. D. J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen