: Pläne ohne Roth und Kuhn
Scheitern die Chefs auf dem Parteitag, schließt der Grünen-Politiker Ralf Fücks eine Kandidatur nicht aus. Ein Vertrauter bewirbt sich schon mal als Geschäftsführer
BERLIN taz ■ Bewerbungsschluss für grüne Parteivorsitzende ist erst kurz vor Beginn der Abstimmung am Sonntagmorgen, dem 8. Dezember. Die amtierende Doppelspitze aus Fritz Kuhn und Claudia Roth hat ihre Kandidatur bereits angekündigt, mögliche andere Interessenten halten sich aber sorgsam bedeckt. Die frühere Bundestagsabgeordnete Angelika Beer etwa kandidiert vorerst nur für einen Beisitzerposten im Bundesvorstand. Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, unterstützt Kuhn und Roths Versuch einer Wiederwahl, lässt aber offen, wie er sich verhält, wenn beide scheitern sollten. Vor diesem Hintergrund gewinnen Bewerbungen für ein Amt an Interesse, das zu den eher unscheinbaren zählt – das des Bundesgeschäftsführers. Gestern bewarb sich ein wichtiger Mitarbeiter von Ralf Fücks um die Position.
Sascha Müller-Kraenner war in den letzten vier Jahren als Büroleiter der Böll-Stiftung in Washington eine Art Botschafter der Grünen in den USA. Zuvor koordinierte der 39-Jährige jahrelang den internationalen Bereich des Deutschen Naturschutzrings (DNR) und war als Leiter des Berliner Büros der oberste Lobbyist des DNR.
Ist Müller-Kraenner also die Vorhut für eine Vorstandskandidatur von Fücks selbst? Informiert habe er seinen Chef, sagt der Bewerber, „und der hat es freundlich-interessiert zur Kenntnis genommen“. Unbestritten ist: Da Müller-Kraenner nicht aus dem Power-Establishment der grünen Partei kommt, hätte er gute Wahlchancen wohl erst im Team mit Fücks, der als Exsenator in Bremen und Vordenker der Partei über Renommee verfügt. Umgekehrt täte sich ein neuer Vorsitzender Fücks womöglich leichter, wenn auf dem Posten des Generalsekretärs ein Vertrauter sitzt.
Zwei Mitbewerber hat Müller-Kraenner bisher: Katrin Kummerow aus Bremen, die Mitarbeiterin der Europaabgeordneten Heide Rühle ist, sowie Steffi Lemke, die im September nicht wieder in den Bundestag einzog. Lemke gehörte zu den so genannten Regierungslinken in der Bundestagsfraktion, die wie Kerstin Müller und Renate Künast ihren Frieden mit der realpolitischen Mehrheit gemacht hatte. Sollte der Parteitag für Kuhn und Roth die Trennung von Amt und Mandat aufheben, dann werden Lemke in der Partei gute Chancen auf den Geschäftsführerposten nachgesagt. Eine Linke als Generalsekretärin könnte der Basis die Ausnahme bei Amt und Mandat samt Urabstimmung über eine endgültige Abschaffung der Satzungsregel erleichtern. PATRIK SCHWARZ
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