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Rund um Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft

Stadtentwicklungsgespräche: Wie können Bremer Planer auf Jobnomaden und Zeitjongleure reagieren?

Sonntags shoppen, nachts arbeiten, feste freie Tage gibt es nicht mehr – wenn wir auf eine „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“ zusteuern – wie sollen die Stadtentwickler darauf regieren? Wird Bremen eine „zeitgerechte Stadt“? Wie sieht der Mittwochmorgen einer Familie mit zwei Kindern in 30 Jahren aus? „Nur wenn man sich bewusst ist, was passieren kann, kann man auch gestalten“, sagte Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut in München bei den „Stadtentwicklungsgesprächen“ – und malte ihre Vision: „Wenn die Idee des sozialen Nahraums ernst genommen wird, liegt das Büro vielleicht drei Häuser weiter, die Kindergruppe ist um die Ecke, der Vater hat vielleicht frei.“

Mit dieser vierten Diskussionsrunde, zu der am Dienstagabend rund 300 Besucher ins Rathaus gekommen waren, gingen die diesjährigen „Stadtentwicklungsgespräche“ zu Ende – nicht ganz ohne Kontroversen.

Die neue Generation „der Jobnomaden und Zeitjongleure“ stelle ganz neue Anforderungen an die städtische Zeit- und Raumpolitik, betonte Jurczyk. Wenn Paare mit Kindern eine Zukunft haben sollten, sei es nötig, Quartiere zu schaffen, in denen man arbeiten, einkaufen und leben könne.

Geht das in dem Bremer City-Bereich, der jetzt aufgemöbelt werden soll? „Das Faulenquartier ist das irrste Viertel, was es gibt“, sagte der Architekt Peter Trümmer, der 1999 eine Studie zum Faulenquartier erstellt hatte. Es sei zentral und entlegen gleichzeitig, „eine „urbane Wüste“, die „Parkgarage der Innenstadt“. Er schlug einen Kiez vor, in dem nicht die „Politik des Geldes“ regiere, in dem man die neue „24-Stunden-Ökonomie“ ausleben könne. Dagegen sprach sich Bausenatorin Christine Wischer (SPD) aus, die aus dem Faulenquartier ein Medienzentrum mit Radio Bremen als Kern entwickeln will, keinen Ort zum Wohnen: „Ich hätte gern, dass sich meine Kinder auch woanders umgucken.“ Für Familien habe sie „massive Fragezeichen“, ob das Faulenquartier der richtige Ort sei. Vielmehr plädierte sie dafür, dass die Bremer für jede Lebensphase ein eigenes Viertel hätten. Dagegen sprach sich wiederum Karin Jurczyk aus: „Man sollte versuchen, verschiedene Generationen in einem Quartier zusammenzubringen“. ksc

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