Lernen von Stockholm

30 Experten aus Europa diskutieren im Rahmen von Metronet über junge Migranten ohne Job. Auch das wohlhabende Schweden hat Problemzonen wie Tenever

Sie sind jung, fremd und arbeitslos: Die Probleme junger Migranten ohne Job sind noch bis heute Thema eines Treffens von rund 30 Experten aus Bremen, Stockholm, London, Dublin und Wien, die sich im Rahmen von „Metronet“ im Konsul-Hackfeld-Haus treffen. Im dem losen Netzwerk engagieren sich Städte mit ähnlichen Problemlagen, Bremen ist seit 1997 dabei.

Seit Freitag diskutieren Sozialwissenschaftler, Pädagogen, Soziologen oder auch Stadtentwickler aus den Mitglieds-Citys darüber, wie schwer vermittelbare Ausländer in den Arbeitsmarkt zu integrieren seien. Aus Bremen ist unter anderem die „Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte“, das „Zentrum für Schule und Beruf“ und auch die Handelskammer vertreten.

Bei der Ausbildung werde sich in Europa „noch einiges angleichen“, ist sich Ute Görzel aus dem Bremer Arbeitsressort sicher. Und: Dass das Land lernen kann, wenn es genau hinschaut, wie woanders mit arbeitslosen Migrantenjugendlichen umgegangen wird. Immerhin sind fast 700 der 3.900 Bremer Arbeitslosen unter 26 Jahren Ausländer, rund 17 Prozent.

In Schweden liegt die Gesamt-Arbeitslosenquote zwar nur bei etwa 2,5 Prozent, in einigen Vierteln Stockholms ballen sich die Probleme jedoch genauso wie in Tenever. „Der Unterschied ist jedoch, dass man es sich dort leisten kann, mehr Geld in den Brennpunkt zu stecken“, meint Görzel.

So versuchen die Skandinavier, ihre Pappenheimer schon mit 14 Jahren gezielt in betriebliche Praktika zu vermitteln, damit sie schon früh Kontakt mit der Arbeitswelt haben. Zudem gehen die Betreuer dort schon frühzeitig direkt an das Umfeld der Jugendlichen heran, nicht nur an die Kids selber.

Noch ein Unterschied zu Bremen: Die Jugendarbeiter in Stockholm könnten problematischen Fällen einfach raten, in ein wohlhabenderes Viertel umzuziehen – in Bremen sei das viel schwerer: Quasi die ganze Stadt ist ja von hoher Arbeitslosigkeit betroffen.

Immerhin hecheln die Deutschen nicht auf der ganzen Linie hinterher: „Das duale Ausbildungssystem schafft große Möglichkeiten für die Azubis“, sagt Görzel. Irland diskutiere derzeit die Einführung des Systems. Und auch in der Multimedia-Branche sieht es für Interessenten gar nicht schlecht aus: In Bremen gibt es immerhin 900 Ausbildungsplätze. ksc