: Intakt, wie die „Titanic“
Portugiesische Behörden melden Öl am Untergangsort der „Prestige“. Madrider Experten halten Tanks aber für dicht
MALPICA taz ■ Die Ölpest vor der galicischen Küste ist wohl wesentlich schlimmer, als bisher angenommen. Laut der größten spanischen Tageszeitung El País sind aus dem Tanker „Prestige“ in den Tagen vor dem Untergang über 20.000 Tonnen Schweröl ausgelaufen. Das wäre doppelt so viel, wie bisher von der spanischen Regierung zugegeben.
El País wirft den Behörden außerdem vor, Analysen des Schweröls tagelang verheimlicht zu haben. Die schwarze Masse, die sich überall an Stränden und Felsen abgesetzt hat, ist hochgiftig. Der Schwefelgehalt liegt bei 2,58 Prozent. In der EU ist 1 Prozent normal.
Die Lage auf dem Atlantik könnte sich noch verschärfen. Das portugiesische hydrographische Institut meldete, dass dort, wo die „Prestige“ untergegangen ist, neue, mehrere Quadratkilometer große Ölflecken entdeckt worden seien. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, könnte sich die Situation im Atlantik noch verschärfen. Die Tanks der untergegangenen „Prestige“ beinhalten noch rund 60.000 Liter Schweröl.
Die spanischen Behörden bestätigten die Meldung aus Portugal gestern nicht. Sie veröffentlichten stattdessen eine in Auftrag gegebene Expertenstudie, die einmal mehr die Annahme unterstützen soll, dass sich das Öl durch die Temperatur und den Druck auf dem Meeresboden verfestigen wird. Dank des Sauerstoffmangels würden die Tanks auch nicht durchrosten. „Sie bleiben intakt, so wie die ‚Titanic‘ “, erklärte einer der beteiligten Experten.
Der riesige aus 10.000 Tonnen Schweröl bestehende Teppich, der am Dienstag beim Auseinanderbrechen der „Prestige“ entstand und bisher nach Angaben der spanischen Regierung 400 Kilometer Küste verseuchte, wird vom Wind weiter Richtung Nordwesten getrieben. Damit ist der südliche Teil der galicischen Küste erst einmal sicher. Die fisch- und muschelreichen fjordähnlichen Rías Baixas und der Norden Portugals sind momentan außer Gefahr.
An den französischen Küsten von Bayonne bis in die Bretagne bereiten sich die Behörden auf eine eventuelle Ölpest vor. Im Laufe des gestrigen Tages wurden kleinere Ölflecke vor der Stadt La Coruña und in Ferrol angeschwemmt. REINER WANDLER
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