: „Zwergenhochschule“
Kritik an den Senatsplänen für eine Polizeiakademie, die eine Zerschlagung der Fachhochschule zur Folge haben. Gewerkschaft sieht Kripo-Ausbildung in Gefahr
Innensenator Roland Schill steht erneut in der Kritik. Der Anlass: Die geplante Zusammenlegung der Polizeischule mit dem Fachbereich „Polizei“ der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) zu einer „Polizeiakademie“. Die damit verbundene Zerschlagung der Fachhochschule zugunsten einer neuen, vom Apparat kontrollierten Einrichtung stößt bei der FHöV auf strikte Ablehnung. Das Resultat komme einer „Zwergenhochschule“ gleich, sagte FHöV-Rektor Thomas Weise am Wochenende.
Der Senat will die auch Polizei-Uni genannte Fachhochschule auflösen. Die Fachbereiche „Allgemeine Verwaltung“ und „Finanzen“ sollen entweder ein eigenes Ausbildungszentrum erhalten oder einer fachfremden Hochschule angegliedert werden. Künftige Kommissare von Kripo und Schutzpolizei, die zurzeit an der Polizei-Uni ausgebildet werden, werden in Zukunft zusammen mit den Polizei-Frischlingen der Polizeischule an der Akademie unterrichtet. Deren Leitung obliegt nach den Schill-Plänen einem Polizeioffizier des höheren Dienstes.
„Die Ausbildung, die wir leisten, ist bundesweit konkurrenzfähig und anerkannt. Von daher gibt es für uns überhaupt keinen Grund, dass diese gewachsenen Strukturen von heute auf morgen zerschlagen werden“, kritisiert Weise. Sollte die von der Innenbehörde geplante Reform umgesetzt werden, würde das „die Qualität der Diplome nach außen erheblich in Zweifel ziehen“, prophezeit der Jura-Professor. Neben dem Verlust der nationalen Anerkennung der Abschlüsse sei auch mit einem Abwandern der Studierenden aus der Hansestadt als logische Folge zu rechnen. „Das ist so eine Art Negativreklame“.
In die gleiche Kerbe schlägt auch der Bund deutscher Kriminalbeamter (BdK). Er hat erhebliche Kritik an den „dramatischen Veränderungen zu Lasten der Qualität im Vollzug“ und zeichnet das Bild einer „Klippschule: „Die Professoren werden abgeschafft und als Dozent kann im Prinzip jeder bestellt werden“, sagt BdK-Chef Frank Schöndube. „Damit bleibt es für die Zukunft fraglich, ob eine dienstzweiggerechte Ausbildung zur Kriminalpolizei, die eher verstärkt werden muss, als aufgegeben werden darf, Bestand haben wird.“
Jeder Berufsanfänger habe das Anrecht auf eine gute Ausbildung. Dieses dürfe nicht „irgendwelchen persönlichen Motivationen geopfert werden“, so Schöndube an die Adresse von Schill und Polizeipräsident Udo Nagel. „Mit einer solchen Ausbildung wird Hamburg seinen nach den Anschlägen des 11. September 2001 weltweit angekratzten Ruf nicht wieder aufbessern.“
Zuzeit hat die FHöV 1080 Studenten, davon werden 700 zu Polizisten ausgebildet. Um auf die Folgen der Umstrukturierung hinzuweisen, plant die Fachhochschule ein Symposium. Kai von Appen
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