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Die Musik spielt in Berlin

Verbände der phonographischen Wirtschaft verabschieden sich Richtung Hauptstadt: Dort könne man besser Lobbyarbeit betreiben. Chancen auf Echo-Verleihung sinken

Die Musikwirtschaft verabschiedet sich peu à peu aus Hamburg. Gestern gaben die Verbände der phonographischen Wirtschaft in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass sie zum Ende des Jahres 2003 ihre Zelte in der Hansestadt abbrechen und nach Berlin umziehen. „Die Kommunikation mit Multiplikatoren aus Politik, Verwaltung und Medien ist von dort aus effektiver und effizienter zu organisieren“, begründet der gemeinsame Vorsitzenden der Verbände, Gerd Gebhardt. Die Wirtschaftsbehörde bedauert das, glaubt aber nicht, dass nun weitere Musikunternehmen diesem Schritt folgen.

Der Bundesverband der phonographischen Wirtschaft, die deutsche Landesgruppe des internationalen Phono-Verbandes und die Deutsche Phono-Akademie repräsentieren nach eigenen Angaben rund 1000 Tonträgerhersteller, das sind gut 95 Prozent des Musikmarktes. In Berlin sei es leichter, „die Interessen der Branche zu artikulieren, zum Beispiel was das Urheberrecht angeht“, macht Gebhardt deutlich. Über einen genauen Standort in Berlin werde man in den kommenden Monaten entscheiden.

Vor einigen Monaten war bereits Deutschlands größte Musikfirma, die Universal, aus Hamburg in Richtung Hauptstadt gezogen. Die Entscheidung Universals, gefallen noch unter dem rot-grünen Senat, war damals von der CDU-Opposition der Wirtschaftsbehörde angelastet worden. Sie habe zu wenig getan, um das Unternehmen in der Stadt zu halten.

Der Schritt der Verbände jetzt habe mit der Universal-Entscheidung nichts zu tun, glaubt Andreas Richter, Sprecher der Behörde. Es sei nachzuvollziehen, dass in der Hauptstadt bessere Lobbyarbeit zu leisten sei als im entfernten Hamburg. Ein Horn, in das auch die CDU stößt. Dies sei „keine Schwächung des Medienstandortes“, findet der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Andreas Mattner. Die Inbetriebnahme der Color Line Arena und die Gründung der Media School beweise vielmehr, dass Hamburg „seine Position in diesem Bereich ausbaut“.

Was zumindest arg optimistisch gedacht ist. Mit der Entscheidung der Verbände, nach Berlin zu gehen, dürfte auch eine Vorentscheidung über die Zukunft des von der Phonowirtschaft ausgelobten Schallplattenpreises Echo gefallen sein. Die Echo-Verleihung war vor drei Jahren von Hamburg nach Berlin umgezogen. Die Schill-Fraktion hat nun eine Initiative gestartet, den Echo in die Color Line Arena zu holen.

Nicht nur die GAL ist skeptisch, ob das klappt. Ihr kulturpolitischer Sprecher Willfried Maier verlangte gestern zudem, dass Mittel für die Rückholaktion des Echo auf keinen Fall aus dem Etat der Kulturbehörde kommen und auf Kosten anderer Kulturinitiativen gehen, wie es die Schill-Partei möchte. Schließlich handele es sich dabei um „reine Wirtschaftsförderung“. PETER AHRENS

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