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In die Anonymität verjagt

Senat legt Daten über Drogenabhängige vor: Die Polizei hat immer weniger Zugriff auf ErstkonsumentInnen harter Stoffe. SPD kritisiert: „Wenn man die Frauen und Männer durch die ganze Stadt vertreibt, findet man natürlich auch weniger.“

25 Prozent der abhängigen Frauen haben ihre Kindheit im Heim verbracht

von ELKE SPANNER

Das repressive Polizeikonzept gegen die Drogenszene in St. Georg zeigt Wirkung: Die Polizei kommt immer weniger an die KonsumentInnen heran. Aus der Antwort des Senates auf eine große Anfrage der SPD-Fraktion ergibt sich, dass die Polizei in diesem Jahr nur 495 ErstkonsumentInnen harter Drogen ermittelt hat – während es im Vorjahr noch 715 waren. Für den SPD-Abgeordneten Martin Schäfer liegt die Erklärung auf der Hand: „Wenn man die Frauen und Männer durch die ganze Stadt vertreibt, findet man natürlich auch weniger.“

Auch die SPD hatte zu Regierungszeiten auf ein konsequentes Vorgehen gegen die Drogenszene durch die Polizei gesetzt. Der Unterschied sei aber, meint Schäfer, dass die Sozialdemokraten parallel ausreichend Hilfsangebote für die Süchtigen bereitgestellt hätten, durch die die Repression erst Erfolge habe zeigen können. Der CDU-Schill-FDP-Senat hingegen fahre das Angebot der Drogenhilfe nun drastisch herunter und belasse es dabei, die Junkies vom Hauptbahnhof fortzujagen.

Aus der Senatsantwort ergibt sich ferner, dass in Hamburg das durchschnittliche Alter von KonsumentInnen nicht ab-, sondern zunimmt. Waren 1997 die Männer und Frauen, die illegale Suchtstoffe zu sich nehmen, im Schnitt noch 32,3 und 29,2 Jahre alt, lag das Durchschnittsalter im Jahr 2000 schon bei 33,6 und 31,2 Jahren.

Nach den Erkenntnissen des Senates begann eine große Gruppe der später von illegalen Stoffen abhängigen Personen im Alter von durchschnittlich 14 bis 15 Jahren damit, Alkohol zu trinken. Für eine kleine Minderheit kommen zwischen 15 und 16 Jahren Schnüffelstoffe hinzu, für eine breite Gruppe im Schnitt mit 16 Jahren Cannabis. Mit 20 bis 23 Jahren folgt laut Senat der Einstieg in den Konsum von Heroin, Kokain und psychotropen Medikamenten – wobei Frauen beim Erstkonsum illegaler Substanzen jünger als Männer sind.

Eine große Gemeinsamkeit der KonsumentInnen illegaler Drogen ist, dass sie überwiegend aus sozial benachteiligten Verhältnissen stammen. 22 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen haben ihre Kindheit im Heim verbracht. Sie verfügen über eine deutlich unterdurchschnittliche Schulbildung – was auch für die meisten bekannten AlkoholikerInnen gilt. Weniger als die Hälfte aller DrogenkonsumentInnen hat einen Beruf erlernt. 60 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen, fasst der Senat zusammen, „sind stark sozial desintegriert“.

Der Senat hat in der Antwort auf die SPD-Anfrage angekündigt, das Hamburger Hilfesystem einer externen Evaluation zu unterziehen. Von deren Ergebnis soll dann abhängen, inwieweit „das Spektrum der Einrichtungen“ verändert wird.

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