: Ein Diakon geht in Haft
Er missbrauchte seine Konfirmanden bei Ausflügen Die Strafe erscheint den Opfern als viel zu gering
Die Atmosphäre im Gerichtssaal hätte bedrückender kaum sein können, als der Vorsitzende Richter die Einzelheiten des sexuellen Missbrauchs schilderte. Bei Konfirmandenausflügen nach Frankreich, ans Steinhuder Meer und bei Festen verging sich ein evangelischer Diakon aus Nordholz an drei Jungen. Nach und nach steigerte der heute 40-Jährige seine Taten bis zum Oral- und Analverkehr. Einmal waren sogar die Eltern eines Opfers im Zimmer nebenan.
Der inzwischen von der Kirche entlassene Diakon wurde am Donnerstag vom Landgericht Hannover wegen Missbrauchs in zwölf Fällen zu drei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt – eine Strafe, die den Opfern und deren Eltern als viel zu gering erschien.
Der Angeklagte, der stets Reue zeigte und die Taten unumwunden einräumte, galt als hilfsbereit und sehr engagiert in der Jugendarbeit. Die ihm anvertrauten Jugendlichen sahen ihn als guten Kumpel, mit dem sie ihre Probleme besprechen konnten. Da den Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren aber noch die sexuelle Selbstbestimmung fehlte und sie völlig unerfahren waren, ließen sie auch die intimen Berührungen des Diakons beim Baden und unter der Dusche geschehen, wie der Richter sagte. Manchmal bekamen sie für Sex Geld und Zigaretten, auch einen Computer hatte er als Belohnung versprochen.
Einem Jungen hatte der 40-Jährige Schamhaare abgeschnitten und in Tüten verpackt. Oft nutzte er auch das Basteln von Gipsmasken, um sich den Jungen sexuell zu nähern. Ein Opfer bekam sogar Angst vor Aids, weil beim Geschlechtsverkehr keine Kondome benutzt wurden. Eindringlich wandte sich der Vorsitzende Richter an den Angeklagten und sagte: „Schütten Sie nie mehr ihren Unrat an sexuellen Begierden über Kinder und Jugendliche aus.“ Der Diakon, der gepflegt und mit Krawatte zur Urteilsverkündung erschien, hatte angekündigt, sich in Therapie zu begeben. Die Mutter eines der beiden Jungen äußerte sich entsetzt über das Strafmaß: „Er hat unsere Familie durch die Hölle geschickt, die ich keinem wünsche.“ Monika Wendel, dpa
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