piwik no script img

Schlappe für Rogge

Baseball, Softball und moderner Fünfkampf bleiben weiterhin olympisch, weil die Verbände das so wollen

MEXIKO-STADT dpa ■ Am Ende der zweitägigen außerordentlichen Vollversammlung konnte Jacques Rogge seine Enttäuschung nicht verbergen. „Wir dürfen nicht die Millionen von Athleten vergessen, die rein wollen in die Spiele und es bis heute nicht können. Sie wollen auch Teil Olympias sein. Die Frage ist: Wollen wir den Sport draußen lassen, der es verdient, dabei zu sein?“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), und seine unausgesprochene Antwort war: Natürlich nicht. Der 60-jährige Belgier will sich in seinen Bemühungen um die modernisierung Olympias nicht bremsen lassen. Doch seit Mexiko-Stadt weiß er, wer ihn aufhält, vorläufig jedenfalls: die Internationalen Sportverbände.

Sie sorgten mit ihrem massiven Widerstand dafür, dass die Abstimmung über den Ausschluss von Baseball, Softball und modernem Fünfkampf auf die Zeit nach den Athen-Spielen und damit um drei Jahre verschoben wurde. Dabei geht es um massives Besitzstandsdenken. Nur wenn sie es aufgeben, kann Rogges große Anstrengung Erfolg haben, die Spiele billiger zu machen, ohne dass sie an Attraktivität verlieren.

Eine Sportarten-Rochade mit Golf und Rugby als Anwärter auf freie Plätze unter maximal 28 Sportarten scheint nun aber nicht mehr für Peking 2008 möglich, sondern frühestens für 2012. Vor Rogge und seinem uneinigen Exekutivkomitee, das sich für die Diskussion einen Maulkorb verpasst hatte, tat sich eine Ablehnungsfront auf. Um nicht eine Spaltung zu bewirken, wich der IOC-Präsident zurück und führte einen Doppelbeschluss herbei: erst einmal eine grundsätzliche Klärung der Kriterien für olympische Sportarten; Bewährungsfrist für Baseball, Softball und Fünfkampf bis zu den Spielen 2004 und danach ein finales Votum.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen