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Statt Notbremse

Erkennen, wenn Schüler nicht mehr mitkommen: Bildungsforscher Baumert über die Lehren aus PISA

Dass in Hamburg nur die Gymnasien in ausreichender Anzahl an der PISA-Studie teilgenommen haben, findet Professor Jürgen Baumert, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Deutschlands PISA-Chef, „unerfreulich“, aber nicht verwunderlich. Im Grunde sei es ohnehin „ein Wunder“, dass Deutschland seine Bundesländer vergleichen ließ. Denn „das haben die Länder vorher zehn Jahre lang blockiert“: Auf Einladung der Hamburger Unis, der Zeit-Stiftung und des Bürgermeisters diskutierte Baumert gestern mit dem Hamburger Pädagogik-Professor Wilfried Bos bei der „Hamburg Lecture“ über das Thema „Bildungsnotstand Deutschland: Hat die Schule versagt?“

Für Baumert kam das schlechte Abschneiden Deutschlands nicht überraschend. Kleinere Studien hätten seit Jahren immer wieder Hinweise gegeben. Baumert begrüßt, dass frühkindliche Bildung nun endlich größere Bedeutung erhalten soll und dass Migrantenkinder schon vor der Schule Deutsch lernen sollen. Er fordert mehr Selbstständigkeit für die Schulen – mit der Verpflichtung, „Rechenschaft abzulegen“. Außerdem müssten Lehrer besser mit den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schüler umgehen und schneller erkennen, wenn Schüler nicht mehr folgen. Damit sie helfen können, bevor nur noch die „pädagogische Notbremse des Sitzenbleibens“ bleibt.

Bos ist bei aller Diagnostik vor allem wichtig, dass mit den Ergebnissen nun auch etwas passiert: „Wir müssen besonders die Schulen unterstützen, die wider Erwarten schlecht abgeschnitten haben.“ Auch Baumert lässt Geldmangel nicht als Argument dafür gelten, dass alles bleiben muss, wie es ist: „Damit man Ressourcen für Zusatzunterricht am Nachmittag hat“, müsse man eben zur Not die Klassen vergrößern – in den Vierteln, wo es geht. Sandra Wilsdorf

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