: Horror vor Pensionierungen
GEW und Personalräte an Hamburgs Schulen schlagen Alarm: Unterrichtsversorgung wird immer schlechter. Schulbehörde legt Lehrerstellenplan bis 2005 vor
„Die Sparmaßnahemn haben eine völlig neue Dimension erreicht“, warnte gestern GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm. Bekanntlich sollen in Hamburg bis zum Schuljahresende 374 Lehrerstellen abgebaut werden. „Wenn es am Anfang so aussah, als ob alle Schulen es irgendwie hinkriegen, funktioniert jetzt nichts mehr“, so Wilhelm.
„Es ist Gott sei Dank die Ausnahme, dass Eltern vor der Tafel stehen“, sagte Hans Heyderich vom Personalrat der Grund-, Haupt- und Realschulen. Doch überall sei Stundenausfall die Regel, fänden Differenzierung und Förderung nicht mehr statt. Besonderes Problem: Pensionierungen finden häufig mitten im Schuljahr statt. Da nur ein kleiner Teil nachbesetzt wird, müssen Lehrer schon mal zwei Kurse unterrichten.
„Der Gymnasialbereich bekommt im nächsten Schuljahr 55 Nachbesetzungen, egal, wie viele in Pension gehen“, kritisierte auch Gymnasial-Personalrat Michael Bartsch. „Schulleitungen sind immer häufiger gezwungen, Kurse und Klassen zusammenzulegen.“ Klassengrößen über 30 seien inzwischen „völlig normal“, auch in Leistungskursen der Oberstufe. Hinzu komme ein gravierender Fachlehrermangel. Für Englisch würden sogar Studenten eingestellt. Besonders gravierend seien die Auswirkungen für Gesamtschulen, berichtete der zuständige Personalrat Ulrik Ludwig. Durch die Streichung der Förderungen fielen nun Kinder „ganz aus dem Lernzusammenhang raus“.
Seit Montag liegen den Personalräten die Neusteinstellungen zum nächsten Schulhalbjahr vor: an Gesamtschulen sind es drei Lehrer, an Gymnasien 26, an Berufsschulen 15 und an Sonderschulen sieben. Dem steht zum Teil die dreifache Zahl an Pensionierungen gegenüber. „Die Verbitterung in den Kollegien ist riesengroß“, fasst GEW-Chefin Stefanie Odenwald zusammen.
„Bei Pensionierungen werden einige Stellen nicht nachbesetzt, die werden aber schrittweise wieder aufgebaut“, sagt Schulbehördensprecher Hendrik Lange. So sei geplant, im nächsten Jahr zum Februar 85 und zum August 250 Lehrer neu einzustellen, 2004 kämen 290 im Februar und 445 im August hinzu. 2005 schließlich würden noch mal rund 200 Lehrer eingestellt. Insgesamt werde es somit 1450 Neueinstellungen geben. Dem stünden 1320 Pensionierungen gegenüber. kaija kutter
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