: Filme, Polizisten und ein Ei
„Bildung für alle, sonst gibt’s Krawalle“: Am Jugendstreikstag gegen „Zersparpolitik“ protestierten 1.000 SchülerInnen lautstark gegen so mancherlei, forderten aber vor allem eines: mehr Geld
„Scherf, Scherf, Scherf – Du gehst uns auf den Nerv“, hallte es gestern Mittag majestätsbeleidigend über die Domsheide. Und: „Pisa hat es uns gezeigt, Willi hat total vergeigt.“ Oder auch: „Bildung für alle, sonst gibt’s Krawalle.“ Ein breites Bündnis, das unter dem ausrufezeichengesättigten Namen „Widerstand jetzt! Bremer Jugend gegen Zersparpolitik!“ gegen radikale Sparmaßnahmen in der Jugend- und Bildungspolitik Front macht, hatte zum dritten „Jugendstreiktag“ aufgerufen. Vor allem Schüler, aber auch Azubis und Studierende folgten dem Motto der Macher, sich „gegen die jugendfeindliche Politik der rot-schwarzen Koalition“ zu wehren.
In einem Sternmarsch schlappten etwa 1.000 Schüler aus Schwachhausen, Walle, der Neustadt und dem Viertel zum Bahnhofsvorplatz, wo die zentrale Kundgebung stattfand. Viele Schulleiter hätten versucht, ihren Eleven die Teilnahme an dem Protestevent zu verbieten, klagt Lea Voigt vom Vorstand der GesamtschülerInnenvertretung (GSV). Außerdem hält sie das Auftreten der Polizisten, die den Marsch begleiteten, für „total überzogen“: Beamte hatten einen Schüler vorübergehend festgenommen, weil er ein Ei an die Rückseite eines Polizeifahrzeugs geklatscht hatte. „Verärgert“ äußerten sich die Organisatoren auch darüber, dass „die Polizei die ganze Zeit gefilmt“ habe.
Gegründet hatte sich das streitbare Bündnis im Herbst 2000, als der Bremische Senat plante, den Jugendetat um satte 25 Prozent zu kürzen. Der Aufstand der Jugend, an dem neben der GSV unter anderem die Jugendorganisationen von PDS, DGB und IG Metall beteiligt sind, hatte die damalige Rasenmäheraktion – wenigstens etwas – abmildern können. Aber auch ohne akuten Anlass lohnt sich das Protestieren, da sind sich die jungen Leute sicher: „Die Lage für Jugendliche ist allgemein prekär, nicht nur, wenn sie durch die Politik gerade verschärft wird“, lautet eine Parole des Bündnisses.
Wogegen die Jugendlichen kämpfen, sprechen sie deutlich aus: gegen die IUB, gegen Studienzeitbegrenzungen und Studiengebühren, natürlich gegen den Space Park, gegen ein Musicaltheater, gegen Entlassungen im Öffentlichen Dienst, gegen jede Kürzung im Jugend- und Sozialbereich.
Was sie wollen, ist ebenfalls klar: Moneten. „Mehr Geld für eine bessere Bildung“, fordern sie also, öffentliche Mittel für „tariflich abgesicherte Vollzeitarbeitsplätze“ in der Bildungs- und Jugendarbeit – und eine „elternunabhängige Grundsicherung von 750 Euro monatlich für alle ab 16“. Ein Sebastian von der „Sozialistischen Alternative“ wusste auch, wo die Kröten herkommen sollten: „Das Geld, das uns in der Bildung fehlt, das bekommen die Banken, Konzerne und Militäreinrichtungen.“ lea/jox
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