piwik no script img

Galgenfrist für Irak

UN-Kontrolleure rechnen mit erheblicher Bearbeitungszeit für Iraks Waffendeklaration. US-Studie erwartet eine Billion Kosten im Kriegsfall

NEW YORK ap ■ Zwei Tage vor Ablauf der Frist sind im UN-Sicherheitsrat die Vorbereitungen auf die mit Spannung erwartete Waffenerklärung Iraks auf Hochtouren gelaufen. Die Prüfung der Liste über mögliche Massenvernichtungswaffen könne Wochen dauern, da sie mit vielen Daten abgeglichen werden müsse, hieß es aus UN-Kreisen. Am Freitagnachmittag wollte der Sicherheitsrat über das weitere Vorgehen beraten. Der irakische Botschafter in Russland äußerte sich kritisch über die Arbeit der UN-Waffeninspektoren.

Bevor die Analyse beginnen könne, müsse das irakische Dokument zunächst übersetzt werden, hieß es. Laut Berichten aus Bagdad soll die Liste etwa 13.000 Seiten umfassen. In welchem Format sie eingereicht werden sollte, war zunächst nicht bekannt. Die Erklärungsfrist läuft am Sonntag ab; die irakische Regierung kündigte die Abgabe aber schon für Samstag an.

Irak will die Liste nach eigenen Angaben UN-Diplomaten in Bagdad überreichen. Anschließend sollen Kopien davon zur Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Wien sowie zu den Vereinten Nationen nach New York geflogen werden.

Iraks Botschafter in Moskau, Abbad Chalaf, sagte, die Rüstungsinspektoren rechneten offenbar gar nicht damit, Massenvernichtungswaffen zu finden. Schließlich hätten sie bei der Überprüfung eines der Paläste von Staatschef Saddam Hussein keine Schutzkleidung getragen. „Wenn sie Waffen darin vermutet hätten, warum haben sie dann keine Spezialkleider getragen, um sich gegen Strahlung und Infektionen zu schützen?“

Laut einer Studie der Amerikanischen Akademie für Künste und Wissenschaften könnte ein Krieg gegen Irak den USA über die nächsten zehn Jahre hinweg Kosten zwischen 99 Milliarden und gut 1,9 Billionen Dollar bescheren. Demnach wären die maximalen Kosten mehr oder weniger identisch mit dem US-Staatshaushalt für ein Jahr. Die niedrigere Summe könnte eingehalten werden, wenn nach einem baldigen Kriegsende relativ schnell ein neues Staatswesen in Irak aufgebaut werden könnte. In die Berechnungen der Höchstsumme sind ein längerer Krieg, eine nachhaltige Störung der Erdölmärkte und eine Rezession in den USA eingeflossen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen