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dosenpfandDer Verbraucher hat es in der Hand

Endlich ist das Gezerre um das Dosenpfand beendet – möchte man glauben: Der deutsche Einzelhandel gibt seinen grundsätzlichen Widerstand auf. Doch so einfach ist es natürlich nicht mit dem deutschen Handel und der hiesigen Getränkeindustrie. Seit gut zehn Jahren versucht die Branche, die damals erlassene Verpackungsverordnung zu unterlaufen. Dabei stand immer ein Grundgedanke im Hintergrund: Egal wie hoch die Kosten für die Umwelt sein mögen, die für alle Seiten bequeme Einwegverpackung soll an den Mann gebracht werden.

Kommentar von REINER METZGER

Anstatt nach billigen und umweltverträglichen Alternativen zu suchen, wurde das teure Monopol des grünen Punkts geschaffen. Ein Horror scheint den Firmen auch die Mehrwegflasche wie bei Bier oder Mineralwasser zu sein. Mit allen Tricks wurden Dose und Tetrapack gepuscht. Denn die Kosten für die Umwelt tragen bisher weder Käufer noch Verkäufer – die Allgemeinheit zahlt. Am Schluss hoffte die Getränkeindustrie auf die Abwahl des grünen Umweltministers und versuchte, Zeit zu schinden. Alles vergebens. Nun muss sie im Schnelldurchgang ein Rücknahmesystem einführen. Das wird teurer als nötig, aber das geschieht Handel und Industrie nur recht.

Leider läuft die Umstellung auf das Generalpfand durch die skandalöse Verzögerungstaktik aber chaotisch ab: Jeder Konzern, ja jede Imbissbude wird die Rücknahme anders handhaben. Der Verbraucher wird fluchend mit seinen Dosen und PET-Flaschen hin und her irren, bis nach und nach überall die Rücknahmeautomaten stehen. Mit etwas Pech wird auch ein gutes Dutzend verschiedener Pfandmarken in Umlauf sein.

Der Verbraucher wird schimpfen – aber ganz schuldlos an dem Ganzen ist er auch nicht: Schießlich kauft er seit Jahren mit wachsender Begeisterung Dosen. Weil sie auch für ihn billig und bequem sind. Und nach Gebrauch machen viele Käufer dem Namen des Behälters auch noch alle Ehre: Sie werfen ihn weg.

Dieses Verhalten ist auch der Grund, warum manche Umweltexperten inzwischen die Einführung des Pfands fürchten: Der Mehrweganteil ist durch all die Verzögerungen so weit gesunken, dass der Handel die bisherigen Pfandflaschen vielleicht ganz auslistet und nur noch Einweg verkauft. Denn die Mehrwegquote spielt ja nach der Einführung des Zwangspfands keine Rolle mehr. Welche Produkte sich in den Regalen durchsetzen, hat im wahrsten Sinne des Wortes der Verbraucher in der Hand.

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