Schills Gasangriff: Das Ende politischer Ethik
Über Schill weiter zu reden, lohnt sich nicht. Der Quartalsirre von der Elbe hat schon lange jedes debattenwürdige Niveau unterschritten. Wer das nach seinem verbalen Gasangriff noch immer bezweifelt, dem ist nicht mehr zu helfen. Zu reden ist hingegen von Schills Koalitionspartnern und über Bürgermeister Ole von Beust.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Das Verhalten von FDP, CDU und Regierungschef lässt nur zwei Interpretationsmöglichkeiten zu. Die eine lautet, dass ihnen Schills Amokläufe klammheimlich Recht sind. Schlimm genug.
Sehr wahrscheinlich aber ist eine noch weniger ehrenhafte Deutung zutreffend: Um des puren Machterhalts Willen leiden die angeblich liberalen Geister still vor sich hin. Und tragen dabei ihre ursprüngliche Hoffnung zu Grabe, beim Spielen mit dem politischen Schmuddelkind sich die eigenen Hände nicht schmutzig zu machen.
Ohne Schill muss die CDU wieder in die Opposition, die FDP sehr wahrscheinlich wieder aus der Bürgerschaft, und die politische Karriere des Ole von Beust wäre beendet. Gründe genug offenbar, politische Ethik der politischen Macht zu opfern.
Dem Regierungschef sind die Hände gebunden. Er kann den Mann, mit dem er paktiert, nicht zurechtweisen und schon gar nicht entlassen. Die Drohung, der Rechtspopulist dürfe sich nach seiner Skandalrede im Bundestag keinen Fehler mehr erlauben, war und ist eine hohle Phrase. Und Schill nutzt es ungestraft aus, dass diese Koalition von ihm abhängig ist.
Nicht auf Gedeih. Auf Verderb.
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