piwik no script img

Vorzeitige Einsicht

UNO gewährt Vetomächten unzensiert Einblick in Iraks Waffendossier. Annan: USA sollen Beweise für illegale irakische Programme vorlegen

BERLIN ap/afp/dpa ■ Die USA sollten nach Ansicht von UN- Generalsekretär Kofi Annan ihre mutmaßlichen Beweise für illegale Waffenprogramme des Irak den Vereinten Nationen zugänglich machen. Chefinspekteur Hans Blix habe deutlich gemacht, dass er die Übergabe solcher Geheimdienstinformationen an die Waffenkontrolleure begrüßen würde, sagte Annan am Montag. Das sei besonders wichtig „hinsichtlich der Orte, wo sie versteckte Materialien finden könnten“. Die USA hatten am Freitag erklärt, sie verfügten über Beweise dafür, dass der Irak sich Massenvernichtungswaffen beschafft habe.

Zu der überraschenden Entscheidung, vorerst nur den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates Kopien des irakischen Waffendossiers zu übergeben, sagte Annan, das Weltgremium habe das Recht so zu verfahren. Es habe offensichtlich einen „Sinneswandel“ gegeben. Der amtierende Ratspräsident, Kolumbiens UN-Botschafter Alfonso Valdiviezo, sowie Blix hatten am Freitag erklärt, vorerst werde kein Staat das vollständige Dossier erhalten.

Derweil begannen internationale Experten, den Inhalt des rund 12.000 Seiten starken irakischen Dossiers zu prüfen. Eine erste „vorläufige Analyse“ der Dokumentation des irakischen Atomwaffenprogramms wird in zehn Tagen vorliegen. Das hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) gestern in Wien angekündigt. Laut IAEO-Generaldirektor Mohammed al-Baradei kann ein Krieg vermieden werden, wenn die Inspektionen belegten, dass von Irak keine atomare Bedrohung ausgeht.

Nahezu zeitgleich mit dem Untersuchungsbeginn des irakischen Rüstungsberichts durch die UNO haben die USA in Katar ein mehrtägiges Großmanöver gestartet. Die „Internal Look“ (Innenansicht) genannte Übung habe auf der Militärbasis von al-Salijah begonnen, teilte ein US-Armeesprecher mit. An dem Manöver waren demnach rund 700 US-Soldaten sowie 300 britische Soldaten beteiligt. Mit dem Probelauf sollte vor allem die Informatik- und Kommunikationsausrüstung der US-Kommandozentrale getestet werden. Übungsszenarien sollten auch Irak einschließen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen