: Medicopter im Probeflug
ADAC bewirbt sich mit modernem Helikopter und Seilwinde mittelfristig um Rettung aus der Luft in Hamburg. In Kombination mit Feuerwehr-Spezialtrupps ist der Hubschrauber vielfältig einsetzbar
von KAI VON APPEN
Eigentlich, so Armin Rebkopp vom ADAC, wollte der Automobilclub nur mal so zeigen, was seine Hubschrauberstaffel der Luftrettung so alles kann. Und so kreist die BK 117 in die Lüfte, um zusammen mit einem Spezialisten der „Höhenrettung“ der Feuerwehr Hamburg eine Person vom Dach eines brennenden Hauses zu hieven. Danach startet der „Heli“ erneut. Diesmals ist ein Spezialist der „Rettungstaucherstaffel“ dabei, um einen im Eis Eingebrochenen per Seilwinde aus einem Fluss zu ziehen.
Und um die Show abzurunden, steuert der Hubschrauber noch ein brennendes Schiff an, setzt Löscher der „Schiffsicherung“ sowie die ADAC-Notärztin ab, um einen Verletzten aus dem Rumpf zu bergen und über die Luft ins Krankenaus zu bringen. Tatsächlich nur alles eine Feuerwehr Show a la „Medicopter 117“?
Für den ADAC geht es bei Präsentation um die Bewerbung für einen Auftrag, der demnächst durch die Feuerwehr Hamburg zu vergeben sein könnte. Die gesamte Übernahme der Luftrettung in der Hansestadt. Denn wenn sich die SAR Hubschrauber-Rettungsstaffel der Bundeswehr (Search and Rescue) aus der Luftrettung in der Elbmetropole endgültig zurückziehen sollte, braucht die Feuerwehr Ersatz. Und deshalb ist extra eine BO 105 der ADAC-Bergrettung aus München an die Elbe geflogen worden.
Denn die BO 105 hat etwas Besonderes an Bord: eine Winsch. So kann der Hubschrauber nicht nur bei der Bergung von Schwerverletzten als schnelles Transportmittel eingesetzt werden, sondern – änlich wie bei der Bergrettung in Bayern – in Ergänzung mit Feuerwehrspezialisten auch aktiv in die Rettung eingreifen. Rebkopp bringt ein jüngstes Beispiel aus München an. Auf einem einem hohen Schornstein habe ein Arbeiter einen Herzinfarkt erlitten. Der Höhenrettungstrupp der Feuwehr hätte 30 Minuten für den Aufstieg gebraucht. „Das ist bei einem Herzinfarkt ein tödliche Zeit.“ So habe die Crew die Höhenspezialisten an Bord genommen und mit dem Helikopter auf den Schlot geflogen.
Hamburgs Feuerwehrchef Dieter Farrenkopf ist von der Präsentation begeistert, setzt aber drauf: „Ich sage immer: einer ist keiner“, frotzelt er in die Richtung von Innensenator Ronald Schill: „Ich strebe an, dass wir über zwei derartige Helikopter mit Winsch verfügen sollten“, und macht im gleichen Atemzug einen Rückzieher: „Ohne so etwas zu fordern.“
Vor laufenden Kameras greift Schill das gerne auf: „Ich sehe auch, dass das für die Luftrettung anzustreben ist“, sagt er. „Denn dafür werden ja keine Steuermittel gebraucht.“ Denn die Fluggeräte würden ja vom ADAC finanziert, und für die Mehrkosten müssten die Krankenkassen aufkommen. Doch so einfach ist es dann doch nicht. Denn die Installierung einer Winch „BK 117“ kostet 250.000 Euro. Wenn man dies auf Flugminuten umrechnet, bedeutet dies zwar nur 20 Cent Mehrbelastung für die Kassen, doch Rebkopp gibt zu bedenken: „Bei Verhandlungen mit den Kassen wird nicht über 20-Cent-Beträge gesprochen, da wird um jeden Cent gefeilscht.“
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