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Spenden und Essen

Jüdisches Museum vergibt bei Gala-Dinner Preise für Toleranz. Spender für die Jugendarbeit dürfen schmausen

Als Vorspeise gibt es „winterliche Blattsalate mit Granatapfel und Macadamia-Nuss-Dressing im Fillokörbchen“. Zur Hauptspeise wird „gebratene Milchkalbslende mit gefüllter Zucchini, Fenchelconfit und Zwiebelmarmelade, Kartoffel-Parmesan-Küchlein mit italienischer Trüffelsauce“ gereicht. Zum Nachtisch schließlich sind eine „Schokoladenvariation“ und Kaffee vorgesehen.

Wer kann so schmausen? Die etwas weniger als 300 Gäste des „Gala-Dinners“, zu dem das Jüdische Museum heute Abend in den Kreuzberger Zickzackbau Libeskinds zu Ehren von zwei Persönlichkeiten einlädt: Berthold Beitz und Heinrich von Pierer. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats der ThyssenKrupp AG und der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG erhalten vom Museum den erstmals vergebenen und undotierten „Preis für Verständigung und Toleranz“.

Wie Museumsdirektor Michael Blumenthal erläuterte, erhält Beitz den Preis vor allem wegen seines Einsatzes für jüdische Zwangsarbeiter während des Krieges: Als Leiter der „Karpaten-Öl AG“ deklarierte er die Beschäftigung von mehreren hundert Menschen als „kriegswichtig“ für sein Unternehmen und konnte so ihre Deportation in das Vernichtungslager Sobibor verhindern. Heinrich von Pierer werde in erster Linie für sein Engagement zur frühen Gründung eines Hilfsfonds für ehemalige Siemens-Zwangsarbeiter geehrt.

Das Essen diene jedoch zugleich dem Spendensammeln für das Museum, erläuterte Klaus Siebenhaar, Leiter der „Development & Marketing“-Abteilung: Die 21 Tische seien an Unternehmer oder Privatleute „verkauft“ worden. Das heißt: Nach einer Spende erhalte man die Möglichkeit, Plätze an einer Tafel zu reservieren. Preis pro Tisch – je nach Nähe zu den vier „Ehrentischen“ – zwischen 5.000 und 20.000 Euro. Alle Erträge und Spenden des Dinners werden für die Schüler- und Jugendarbeit des Museums verwendet. Blumenthal erwartet eine „sechsstellige“ Summe als Einnahme.

Und wer kommt? Anders als beim Gala-Dinner zur Eröffnung des Museums im September vergangenen Jahres ist nicht die ganze „Berliner Republik“ vertreten, wie eine damalige Konkurrenzzeitung schrieb. Aber immerhin werden unter anderem Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundesinnenminister Otto Schily, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und die Kulturstaatsministerin Christina Weiss erwartet. Und zumindest ein wenig Glamour bringt die Schauspielerin Iris Berben. Wohl an denn, für den guten Zweck: Wohl bekomm’s!

PHILIPP GESSLER

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