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RWE bricht tief ein

RWE-Chef Dietmar Kuhnt hat es zum Bambi-Preisträger gebracht. Eine Indiskretion holt ihn jetzt vom Sockel

BERLIN taz ■ 49 Prozent der Ostslowakischen Energie AG, 97 Prozent des bis dato staatlichen Transgas in Tschechien, 60 Prozent der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft – der deutsche Stromgigant RWE gebärdete sich in den letzten Jahren wie ein Kaufsüchtling. Von Großbritanien bis Spanien – über 25 Milliarden Euro gab Vorstandschef Dietmar Kuhnt aus, um seinen Traum wahr werden zu lassen: RWE als Global Player zu etablieren. Bislang gab ihm das Resultat ja auch Recht: Zwischen 1996 und 2001 verdoppelte Kuhnt das Netto-Konzernergebnis auf 1,26 Milliarden Euro.

In den Sparten Strom, Wasser, Recycling ist RWE in Deutschland heute selbstredend die Nummer 1. Im Europavergleich liegt der Konzern hier an dritter Stelle. Im Geschäftsbereich Gas hat man sich national immerhin auf Platz zwei vorgearbeitet. Und im November bekam Dietmar Kuhnt sogar den Bambi verliehen – zusammen mit Michael Jackson oder Rudi Völler. Alles schien also nach einem guten Ende für den im Februar scheidenden Vorstandschef auszusehen. Wäre da nicht diese klitzekleine Indiskretion gewesen: Im kommenden Geschäftsjahr werde das Konzernergebnis um rund 40 Prozent einbrechen, belegt ein jetzt bekannt gewordenes internes RWE-Papier – 500 Millionen Euro weniger als in diesem Jahr. Nicht nur das: Auch 2002 wird der Stand des letzten Jahres nicht erreicht.

Damit bekommt nun offenbar auch RWE das zu spüren, was andere kaufrauschbefallene Versorgungsunternehmen wie Vivendi längst durchgemacht haben. In den Übernahmeschlachten zahlte RWE oft mehr, als das Objekt der Begierde wert war – Sonderabschreibungen jenseits der Milliardengrenze drohen. Ganz nebenbei übernahm RWE mit den Firmen auch deren Verbindlichkeiten, die sich auf über 10 Milliarden Euro summieren. Und: Die Synergieeffekte, die sich RWE von seinen Zukäufen erhoffte, ließen sich organisatorisch einfach nicht herstellen. RWE-Aufsichtsratsmitglied Burkhard Drescher hatte jüngst gefordert: „Die internationalen Akquisitionen müssen jetzt in neue Führungsstrukturen eingebettet werden.“

RWE hatte ursprünglich geplant, die Prognose für 2003 im März aufzustellen – nach dem Abgang von Bambi-Preisträger Dietmar Kuhnt. Das musste man nun vorziehen. Gründe für den prognostizierten Gewinneinbruch seien unter anderem konjunkturell bedingte Ergebnisrückgänge sowie Goodwill-Abschreibungen von 1,1 Milliarden Euro auf Firmenkäufe. Dadurch erhöhe sich der Schuldenstand auf 26 Milliarden Euro – netto, so RWE. NICK REIMER

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