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Unter Misteln sollst du küssen

Der Schmarotzer dient heute zum Heilen, zum Liebkosen – und als Vogelnahrung

Dass die Mistel ein Schmarotzer ist, verringert nicht ihre Beliebtheit: Schon in vorchristlicher Zeit galt sie zur Jahreswende als Abwehr gegen Hexen und böse Geister. Heute schätzen Mediziner die Heilkraft der Pflanze, und ein neuerer Brauch besagt, dass jeder, der unter einer Mistel steht, geküsst werden darf.

Alfred Wulf, Leiter der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig, hat keine Einwände gegen den Hausschmuck: „Die Pflanze ist nicht vom Aussterben bedroht.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) rät gleichwohl vom Mistelschmuck ab. „Die Mistel dient im Winter vielen Vögeln als Nahrung“, erklärte BUND-Sprecher Rüdiger Rosenthal. Wenn die Pflanze als Heilmittel genutzt würde, sei ein Abpflücken zu akzeptieren. „Aber nicht, um sie ein paar Tage in die eigene Wohnung zu hängen“, sagte Rosenthal. Da das Mistelpflücken weit oben in den Baumkronen sehr mühsam sei, kämen viele der hier angebotenen Zweige aus Billiglohnländern. Der BUND habe einen europaweiten Rückgang der Mistel festgestellt. Das sei bedenklich, zumal die Pflanze sehr langsam wachse – eine Mistel mit 50 Zentimetern Durchmesser sei 30 Jahre alt. Anita Pöhlig (dpa)

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