korea-krise: Drohung eines Bettlers
Immerhin der Propagandakrieg ist schon ausgebrochen. Die USA behaupten: Nordkorea wolle seinen Atomreaktor anfahren, um waffenfähiges Plutonium zu gewinnen. Die Koreaner kontern: Sie bräuchten den Reaktor nur, um Strom zu erzeugen. Beides ist Unsinn. Weder kann Nordkorea derzeit schnell eine Atombombe bauen – wozu auch, wenn sie angeblich schon eine haben. Noch kann mit dem Reaktor Strom erzeugt werden, denn er ist nicht einmal ans Netz angeschlossen.
Kommentarvon DANIEL HAUFLER
Worum geht es also? Um Geld und internationale Anerkennung. Nordkorea will nicht mehr zur „Achse des Bösen“ gerechnet werden und fordert aufgrund seiner akuten Hungersnot und Brennstoffmangels Hilfe von den USA und deren Verbündeten. Um dieses Ziel durchzusetzen, riskiert das Regime sogar einen internationalen Konflikt. Warum auch nicht? Schließlich hatte Nordkorea mit diesem Konzept schon 1994 Erfolg. Damals verpflichtete es sich, sein ziviles Atomprogramm einzustellen, wenn die USA im Gegenzug regelmäßig Erdöl und zwei Leichtwasserreaktoren lieferten.
Seitdem eiert die amerikanische Regierung: Mal werden diplomatische Emissäre nach Pjöngjang geschickt oder bedingungslos Millionensubventionen für den Reaktorbau überwiesen (wie noch im April). Mal wird dem Regime wegen geheimer Waffenprogramme mit internationaler Ächtung oder sogar Raketenangriffen gedroht. Leidtragende dieser planlosen Politik sind nicht nur die hungernden und frierenden Nordkoreaner, sondern auch der Süden des geteilten Landes. Er finanziert wesentlich die Hilfsleistungen für den Norden mit und wird von den USA an den wichtigen Entscheidungen in viel zu geringem Maß beteiligt. Südkorea verlangt zu Recht, die künftigen Verhandlungen mit dem Norden maßgeblich zu gestalten.
Ein Erfolg solcher Verhandlungen ist allerdings nur möglich, wenn Südkorea sich mit USA und UNO auf ein Konzept verständigt: Entweder will man, dass der Norden irgendwann zusammenbricht – dann flott zurück zum Kalten Krieg und das Land isolieren –, oder man setzt wieder auf den mühsamen Prozess der Neunzigerjahre: Hilfe gegen Reformen.
Da selbst Hardliner in Washington kaum mehr auf den Zusammenbruch Nordkoreas setzen dürften, bleibt nur eine Option. Doch für mühsame diplomatische Unterfangen hat die US-Regierung weder Geld noch Ideen, denn sie zählt nur noch die Zeit bis zum Krieg gegen den Irak.
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