silvester: Berlin braucht Gert Hof
Seit acht Jahren feiert Berlin den Jahreswechsel auf den Straßen rund um das Brandenburger Tor. Und das ist auch gut so. Kollektiv wird öffentlich getanzt und der Tiergarten schon einmal vorverwüstet, damit die Love-Parade-Besucher es leichter haben im Sommer. Hin und wieder werden Menschen – durch beliebte Leuchtpistolen mitten ins Auge abgefeuert – etwas verletzt, wird zu Rockmusik verblutet und verarztet. Die Party ist geil und zugleich ein schönes sowie immerwährendes Remake vom Deutschland-„Wahnsinn!“ ’89. Unvergessen sind die Stunden der Vergangenheitsbeschwörung, und besonders diese, wenn Punkt null Uhr an der Siegessäule mit Strahlern an Albert Speers „Lichtdom“ erinnert wird. „Super!“ Sogar die Amis stellten das jetzt nach – in NY zum Gedenken an den 11. September.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Dass dieses Jahr die Lichtshow ausfällt, ist unverzeihlich, um nicht zu sagen unerträglich. Was ist los mit der Silvester-Berlin GmbH, dem Veranstalter Willy Kausch, den Sponsoren und besonders mit Gert Hof, dem Lichtdesigner? Angeblich ist kein Geld für die „Art in Heaven“-Beleuchtung da, sagt Kausch. So what? Es werden doch noch ein paar Flakscheinwerfer in den Kasernen rund um Berlin aufzutreiben sein, mit denen man das auch machen kann. Oder hat Struck diese schon – heimlich natürlich – ausgeliehen?
Egal. Eine Silvesterparty ohne Lichtdom, mit ein wenig Speer-Nostalgie, die in Zeiten bewältigter Vergangenheit politisch korrekt ist, und eben angesichts kommender schwieriger Aufgaben, ist keine. Wir brauchen Gert Hof, holt ihn zurück!
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